IPE Berlin: Veranstaltungsrückblick

Was hat die US-Wahl von Donald Trump mit Pegida, LePen & Co zu tun? Beide Entwicklungen in den USA und Europa wurden auf einer Veranstaltung des Institute for International Political Economy (IPE) der HWR Berlin am 20. Januar, dem Tag der Inauguration von US-Präsident Trump, beleuchtet.

01.02.2017

Was hat die US-Wahl von Donald Trump mit Pegida, LePen & Co zu tun? Beide Entwicklungen in den USA und Europa wurden auf einer Veranstaltung des Institute for International Political Economy (IPE) der HWR Berlin am 20. Januar, dem Tag der Inauguration von US-Präsident Trump, beleuchtet.

Die Berlin-Korrespondentin der New York Times, Melissa Eddy, war als Expertin und Beobachterin der politischen Situation in den USA eingeladen. Die Soziologin Prof. Dr. Sigrid Betzelt (FB 1) thematisierte den Aufschwung des Rechtspopulismus in Deutschland und Europa. Prof. Dr. Jennifer Pédussel-Wu (FB 1), Volkswirtin amerikanisch-chinesischer Herkunft, moderierte die Veranstaltung.  Das höchst aktuelle Thema zog ein großes Publikum sowohl von Master-Studierenden als auch Kolleg/innen und anderen Hochschulangehörigen an.

Im Eingangsreferat ging Prof. Betzelt der Frage nach, welche Rolle Ängste der Bevölkerung im Übergang zu einem liberalisierten Wohlfahrtskapitalismus in Deutschland spielten. Der Abbau sozialstaatlicher Sicherung würde zwar weitgehend akzeptiert, führe allerdings zu vielfachen Ängsten und Sorgen. Dabei seien Ängste, z.B. vor globalem Wettbewerb, auch zur Durchsetzung der Reformen gezielt angesprochen worden. Während Ängste damit kurzfristig systemstabilisierend seien, könnten sie letztlich, geschürt von rechten Parteien, zu mehr Aggression und Gewalt gegen stigmatisierte Gruppen wie Geflüchtete führen und zu gesellschaftlichem Sprengstoff werden.

Melissa Eddy bestätigte, dass auch im US-Wahlkampf Emotionen und besonders Ängste eine sehr große Rolle gespielt hätten. Besonders die Angst um den Job bzw. vor andauernder Arbeitslosigkeit in den ehemaligen Industriestandorten seien ein wesentlicher Faktor für die Wahl Trumps gewesen. Die Wähler vor allem aus den ländlichen Regionen empfänden außerdem eine zunehmende Distanz zur „politischen Elite“, was Trump durch seine populistische Art geschickt für sich genutzt habe. Melissa Eddy erläuterte die Hintergründe durch viele plastische Beispiele und Details.

In der lebhaften Diskussion wurden weitere Aspekte angesprochen, so die Rolle der Medien und die Frage, warum in den südeuropäischen Krisenländern kein derartiger Rechtsruck zu beobachten sei. Abschließend wurde festgestellt, dass Intellektuelle, (angehende) Akademiker/innen und Journalist/innen, die Pflicht haben, den Diskurs mit allen Bevölkerungsgruppen zu suchen, um aufklärerisch zu wirken und legitime Interessen politisch zu vermitteln.


Text: Prof. Dr. Sigrid Betzelt

Was hat die US-Wahl von Donald Trump mit Pegida, LePen & Co zu tun? Beide Entwicklungen in den USA und Europa wurden auf einer Veranstaltung des Institute for International Political Economy (IPE) der HWR Berlin am 20. Januar, dem Tag der Inauguration von US-Präsident Trump, beleuchtet.

Die Berlin-Korrespondentin der New York Times, Melissa Eddy, war als Expertin und Beobachterin der politischen Situation in den USA eingeladen. Die Soziologin Prof. Dr. Sigrid Betzelt (FB 1) thematisierte den Aufschwung des Rechtspopulismus in Deutschland und Europa. Prof. Dr. Jennifer Pédussel-Wu (FB 1), Volkswirtin amerikanisch-chinesischer Herkunft, moderierte die Veranstaltung.  Das höchst aktuelle Thema zog ein großes Publikum sowohl von Master-Studierenden als auch Kolleg/innen und anderen Hochschulangehörigen an.

Im Eingangsreferat ging Prof. Betzelt der Frage nach, welche Rolle Ängste der Bevölkerung im Übergang zu einem liberalisierten Wohlfahrtskapitalismus in Deutschland spielten. Der Abbau sozialstaatlicher Sicherung würde zwar weitgehend akzeptiert, führe allerdings zu vielfachen Ängsten und Sorgen. Dabei seien Ängste, z.B. vor globalem Wettbewerb, auch zur Durchsetzung der Reformen gezielt angesprochen worden. Während Ängste damit kurzfristig systemstabilisierend seien, könnten sie letztlich, geschürt von rechten Parteien, zu mehr Aggression und Gewalt gegen stigmatisierte Gruppen wie Geflüchtete führen und zu gesellschaftlichem Sprengstoff werden.

Melissa Eddy bestätigte, dass auch im US-Wahlkampf Emotionen und besonders Ängste eine sehr große Rolle gespielt hätten. Besonders die Angst um den Job bzw. vor andauernder Arbeitslosigkeit in den ehemaligen Industriestandorten seien ein wesentlicher Faktor für die Wahl Trumps gewesen. Die Wähler vor allem aus den ländlichen Regionen empfänden außerdem eine zunehmende Distanz zur „politischen Elite“, was Trump durch seine populistische Art geschickt für sich genutzt habe. Melissa Eddy erläuterte die Hintergründe durch viele plastische Beispiele und Details.

In der lebhaften Diskussion wurden weitere Aspekte angesprochen, so die Rolle der Medien und die Frage, warum in den südeuropäischen Krisenländern kein derartiger Rechtsruck zu beobachten sei. Abschließend wurde festgestellt, dass Intellektuelle, (angehende) Akademiker/innen und Journalist/innen, die Pflicht haben, den Diskurs mit allen Bevölkerungsgruppen zu suchen, um aufklärerisch zu wirken und legitime Interessen politisch zu vermitteln.


Text: Prof. Dr. Sigrid Betzelt