21.12.2020 — Pressemitteilung 58/2020Pressemitteilung 58/2020 | 21.12.2020

Breitscheidplatzsymposium

Auf die Realität vorbereitet sein: Übungen zur Terrorabwehr

Zum vierten Jahrestag des Terroranschlags auf dem Berliner Breitscheidplatz richten HWR Berlin und Senatsinnenverwaltung ein Fachsymposium mit dem Schwerpunkt »Übungen zur Terrorabwehr« aus.

Vierter Jahrestag des Terroranschlags auf dem Berliner Breitscheidplatz: Fachsymposium mit dem Schwerpunkt »Übungen zur Terrorabwehr«. Foto: Oana Popa-Costea
Übungen sind ein wichtiger Bestandteil des Berliner Anti-Terror-Plans, sagt Berlins Innensenator Andreas Geisel beim Breitscheidplatz-Symposium an der HWR Berlin. Übungen müssen Fehler offenlegen, die im echten Einsatz nicht passieren dürfen. Foto: Oana Popa-Costea / HWR Berlin

„Bei dem Blick nach vorn und dem Austausch über die bestmögliche Art und Weise der Terrorabwehr dürfen wir nicht die Erinnerungen an die Opfer und ihr Mahnen verlieren“, sagt Prof. Dr. Andreas Zaby, Präsident der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin (HWR Berlin), zur Eröffnung des vierten Fachsymposiums aus Anlass des Terroranschlags auf den Weihnachtsmarkt am Berliner Breitscheidplatz 2016. 

Die HWR Berlin und die Senatsverwaltung für Inneres und Sport des Landes Berlin haben die interdisziplinäre Fachtagungsreihe zu Sicherheitsthemen im Zusammenhang mit Terrorismus ins Leben gerufen. Expertinnen und Experten von Sicherheitsbehörden, aus Politik und Wissenschaft aus ganz Deutschland und aus dem Ausland tauschen Erfahrungen, Best Practice und neue Erkenntnisse zu Maßnahmen aus, um terroristische Gefahren frühzeitiger zu erkennen, Risiken zu reduzieren und die Auswirkungen von Terroranschlägen zu minimieren.

„Das diesjährige Symposium beschäftigt sich mit Übungen zur Terrorabwehr. Übungen sind auch ein wichtiger Bestandteil des Berliner Anti-Terror-Plans. In jeder Übung lernt man Neues, vertieft bereits Gelerntes, hinterfragt alte Routinen, hat aber auch die Freiheit, Fehler zu machen“, sagt der Berliner Innensenator Dr. Andreas Geisel. Er präsentierte unmittelbar vor dem Symposium der Öffentlichkeit ein neues Sicherheitskonzept. Der Anti-Terror-Plan „SAVE“ basiert auf den vier Säulen: Schützen, Aufklären, Vorbeugen, Eindämmen. „Übungen müssen Fehler offenlegen, die im echten Einsatz nicht passieren dürfen. Wir brauchen im Ernstfall funktionierende Sicherheits- und Einsatzkräfte. Übungen helfen auch, das Sicherheitsgefühl der Bürgerinnen und Bürger zu stärken, weil sie zeigen, dass Polizei, Feuerwehr und Hilfsorganisationen wissen, was sie im Ernstfall zu tun haben“, so der Innensenator.

Die Expertinnen und Experten von Bundespolizei und Landespolizeien, von Landesministerien und Wissenschaftler/innen kamen basierend auf eigener Berufserfahrung und Forschung im virtuellen Podiumsgespräch überein, dass die schwierigste Aufgabe bei der Bewältigung von komplexen Einsatzlagen die Koordinierung und Zusammenarbeit der verschiedenen Einsatzkräfte, Sicherheitsbehörden, Hilfsorganisationen und anderer Akteur/innen darstellt. Von realitätsnahen Rollenspielen in Ausbildung und Studium bis zu großangelegten Übungen zur Terrorabwehr sei deshalb neben der Koordinierung der Maßnahmen ein wichtiges Ziel, eine gemeinsame Sprache für alle Beteiligten zu entwickeln. Essenziell sei darüber hinaus, das Informationsmanagement zu optimieren, ebenso wie eine abgestimmte, übergreifende Medien- und Öffentlichkeitsarbeit. 

„Übungen sind kein Selbstzweck. Sie dienen vor allem unserer Sicherheit. Wir müssen für den Ernstfall vorbereitet sein“, betont Staatssekretär für Inneres Dr. Torsten Akmann. „Die unterschiedlichen Übungen sind keine realitätsfernen Szenarien; sie resultieren aus den polizeilichen Risikobewertungen und den bisherigen Erfahrungen. Die Anschläge der zurückliegenden Jahre, weltweit und speziell in Deutschland – ganz gleich ob Berlin, Hanau, München, Halle – zeigen uns, dass es nahezu jeden Ort in Deutschland treffen kann. Dies müssen wir in die Übungsplanungen miteinbeziehen“, sagt Akmann. Chefinspektor der Sicherheitsakademie des Bundesministeriums für Inneres in Wien, Thomas Greis, erläuterte in seinem Vortrag anhand von Praxisbeispielen, wie österreichische Sicherheitsbehörden, Organisationen und Einsatzkräfte sich durch gemeinsame Übungen auf reale Gefahrenlagen vorbereiten, ihre Einsatzeffizienz feststellen und erproben, um sie zu steigern.

„Übungen bringen tatsächlich etwas“, zog Dr. Wim Nettelnstroth, Professor für Psychologie des Fachbereichs Polizei und Sicherheitsmanagement der HWR Berlin, aus einer Betrachtung der pädagogisch-psychologischen und didaktischen Prinzipien sein Fazit. Wissenschaftliche Studien haben belegt, dass die Handlungssicherheit der Akteurinnen und Akteure durch realitätsnahe Rollenspiele optimiert werden könne.

 „Um bestmöglich vorbereitet zu sein, ist es wichtig, Terrorabwehr fachübergreifend zu üben. Und ebenso unabdingbar ist es, dass wir Terrorismus umfassend wissenschaftlich analysieren, dabei interdisziplinär vorgehen und Theorie und Praxis miteinander verbinden“, sagt der Präsident der HWR Berlin. Zaby verweist auf die wichtige Rolle der Bildung in der Bekämpfung von Terrorismus und Extremismus, um undemokratische und menschenverachtende Einstellungen durch besseres Wissen, Einsicht, Verständnis und Toleranz zu verhindern.

Das Fachsymposium stand unter der Leitung von Dekanin Prof. Dr. Sabrina Schönrock und Prof. Dr. Wim Nettelnstroth, Pro- und Studiendekan des Fachbereichs Polizei und Sicherheitsmanagement der HWR Berlin. Sie veröffentlichen die Ergebnisse des Symposiums in einem Tagungsband im Verlag Boorberg.

Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin (HWR Berlin)
Die Hochschule für Wirtschaft und Recht (HWR) Berlin ist mit über 12 000 Studierenden eine der großen Hochschulen für angewandte Wissenschaften – mit ausgeprägtem Praxisbezug, intensiver und vielfältiger Forschung, hohen Qualitätsstandards sowie einer starken internationalen Ausrichtung. Das Studiengangsportfolio umfasst Wirtschafts-, Verwaltungs-, Rechts- und Sicherheitsmanagement sowie Ingenieurwissenschaften in über 60 Studiengängen auf Bachelor-, Master- und MBA-Ebene. Die HWR Berlin unterhält 195 aktive Partnerschaften mit Universitäten auf allen Kontinenten und ist Mitglied im Hochschulverbund „UAS7 – Alliance for Excellence“. Als eine von Deutschlands führenden Hochschulen bei der internationalen Ausrichtung von BWL-Bachelorstudiengängen und im Dualen Studium belegt die HWR Berlin Spitzenplätze in deutschlandweiten Rankings und nimmt auch im Masterbereich vordere Plätze ein. Die HWR Berlin ist einer der bedeutendsten und erfolgreichen Hochschulanbieter im akademischen Weiterbildungsbereich und Gründungshochschule. Die HWR Berlin unterstützt die Initiative der Hochschulrektorenkonferenz „Weltoffene Hochschulen – Gegen Fremdenfeindlichkeit“.

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