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16.02.2016 — Pressemitteilung 10/2016Pressemitteilung 10/2016 | 16.02.2016

Preisverleihung

Schweizer Schuldenbremse schlechter als ihr Ruf

Nachwuchs-Preis der Keynes-Gesellschaft geht an Absolventen der HWR Berlin

Der Preis zur Nachwuchsförderung der Keynes-Gesellschaft wurde am 15. Februar 2016 im Wissenschaftszentrum Berlin an Christoph Paetz von der Hochschule für Wirtschaft und Recht (HWR) Berlin überreicht. Der Absolvent des Masterstudiengangs „International Economics“ erhält die Auszeichnung für seine Abschlussarbeit unter dem Titel „The Swiss Debt Brake after one Decade: A Critical Appraisal“.

„Diese Master-Thesis ist eine selten gelungene Verbindung von theoretischen Überlegungen, empirischen Simulationen und einer höchst relevanten wirtschaftspolitischen Anwendung. Es zeigt sich: Die Schweizer Schuldenbremse ist viel schlechter als ihr Ruf“, sagt Prof. Dr. Achim Truger von der HWR Berlin. Gemeinsam mit Prof. Dr. Eckhard Hein betreute Truger die wissenschaftliche Arbeit und vergab die Bestnote 1,0.

Paetz kommt in seiner Analyse zu dem Schluss, dass die Schweizer Schuldenbremse lediglich auf den ersten Blick ein Erfolgsmodell ist. „Die positive Entwicklung der Bundesfinanzen kann nur geringfügig der Schuldenbremse zugeordnet werden. Meine Simulationen zeigen, dass die Schweizer Fiskalpolitik unter ungünstigeren makroökonomischen Bedingungen nach Einführung der Schuldenbremse prozyklisch gewirkt und die Rezession somit unnötig verlängert hätte“, konstatiert der Preisträger.

Der 27-jährige ist seit einigen Monaten im Doktorandenprogramm des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) in der Hans-Böckler-Stiftung in Düsseldorf und promoviert an der Universität Duisburg-Essen über nationale und supranationale Fiskalregeln und deren gesamtwirtschaftliche Effekte. Der gebürtige Berliner studierte Economics (B. A.) und anschließend „International Economics“ an der HWR Berlin. Seine Begeisterung für volkswirtschafte Themen nahm ihren Anfang in London. Paetz arbeitete nach dem Abitur dort in einem Hotel, als die Finanzkrise einen Höhepunkt erreichte. In der britischen Hauptstadt, einem der Epizentren der globalen Finanzwirtschaft, erlebte er unmittelbar deren Auswirkungen und begann sich für die Hintergründe, Ursachen und Entwicklungen zu interessieren.

Während eines Praktikums in der Abteilung Finanzpolitik der Bundeszentrale des Deutsche Gewerkschaftsbundes (DGB) war der kommende Fiskalpakt gerade in der aktuellen Diskussion. So simulierte er in seiner Bachelorarbeit makroökonomische Effekte der forcierten europäischen Fiskalpolitik für die Länder des Euroraums und kam zu dem Ergebnis, dass die verbundenen Haushaltsziele nur unter enormen Wachstums- und Beschäftigungskosten erreicht werden können. Während seines Masterstudiums untersuchte er, welche Mechanismen in Bezug auf Fiskalregeln wirken, worauf sie gründen und unterzog exemplarisch die Schweizer Schuldenbremse einer kritischen Betrachtung.

„Ich bin sehr angetan davon, dass der Preis von der Keynes-Gesellschaft kommt und somit meine Analyse und die wirtschaftspolitischen Schlussfolgerungen, insbesondere die Gefahr prozyklischer Fiskalpolitik, von den Vertretern der keynesianischen, aktiven Wirtschaftspolitik in Deutschland als gut befunden wurde. Das Preiskomitee besteht schließlich aus renommierten Professoren und reicht bis in den Sachverständigenrat hinein“, freut sich der junge kritische Wissenschaftler, der seine Expertise später eventuell in der Politikberatung anbringen will.

Von seinem Studium an der HWR Berlin nimmt er „eine sehr gute politikökonomische Ausbildung und anerkannte methodische Fähigkeiten für das wissenschaftliche Arbeiten“ mit. „Besonders gefallen hat mir der pluralistische Ansatz der ökonomischen Lehre an der HWR Berlin. Insbesondere im Masterprogramm werden verschiedene Paradigmen und makroökonomische Ansätze besprochen und verglichen, das findet man in deutschen Universitäten kaum. Es werden auch realwirtschaftliche Daten erörtert und verschiedene Modelle daran gemessen. Das finde ich sehr wichtig“, sagt Christoph Paetz.

Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin (HWR Berlin)
Die Hochschule für Wirtschaft und Recht (HWR) Berlin ist mit über 12 000 Studierenden eine der großen Hochschulen für angewandte Wissenschaften – mit ausgeprägtem Praxisbezug, intensiver und vielfältiger Forschung, hohen Qualitätsstandards sowie einer starken internationalen Ausrichtung. Das Studiengangsportfolio umfasst Wirtschafts-, Verwaltungs-, Rechts- und Sicherheitsmanagement sowie Ingenieurwissenschaften in über 60 Studiengängen auf Bachelor-, Master- und MBA-Ebene. Die HWR Berlin unterhält 195 aktive Partnerschaften mit Universitäten auf allen Kontinenten und ist Mitglied im Hochschulverbund „UAS7 – Alliance for Excellence“. Als eine von Deutschlands führenden Hochschulen bei der internationalen Ausrichtung von BWL-Bachelorstudiengängen und im Dualen Studium belegt die HWR Berlin Spitzenplätze in deutschlandweiten Rankings und nimmt auch im Masterbereich vordere Plätze ein. Die HWR Berlin ist einer der bedeutendsten und erfolgreichen Hochschulanbieter im akademischen Weiterbildungsbereich und Gründungshochschule. Die HWR Berlin unterstützt die Initiative der Hochschulrektorenkonferenz „Weltoffene Hochschulen – Gegen Fremdenfeindlichkeit“.

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