Neuigkeit | Semestereröffnung

»Wie kann ich was bewegen?«

Mit einer Keynote des Inklusionsaktivisten Raul Krauthausen sowie einer anschließenden Podiumsdiskussion zu Vielfalt und Inklusion an der HWR Berlin wurde das Sommersemester 2024 offiziell eröffnet.

29.04.2024

Foto: Kathrin Heller

„Wir brauchen Barrierefreiheit in unseren Köpfen“, forderte Prof. Dr. Susanne Meyer in ihrer Begrüßungsrede bei Eröffnungsveranstaltung des Sommersemesters 2024. Auch dieses Semester steht an der HWR Berlin unter dem Motto #GemeinsamMehrVielfalt. Von Barrierefreiheit, so die Erste Vizepräsidentin der HWR Berlin weiter, würden alle profitieren. Dabei sei es wichtig, die Perspektive anderer einzunehmen und Verschiedenheit auszuhalten. „Unser Ziel ist es, eine Hochschule zu schaffen, die ein gutes Studium für alle ermöglicht.“

Raul Krauthausen, Aktivist für Barrierefreiheit und Inklusion, fragte in seiner Keynote über gelebten Inklusionsaktivismus: „Wie kann ich was bewegen?“ Engagement könne öffentlich sein, aber auch leise und unsichtbar daherkommen. Krauthausen setzt sich seit zwanzig Jahren für die Rechte von Menschen mit Behinderung ein. Er betonte, es gebe zwar „keine goldene Regel, wie man am besten etwas bewegt“, doch gab er seinem Publikum Tipps aus erster Hand. Aktionen müssten anschlussfähig sein, deshalb brauche es einen Plan, wie es weitergehen sollte. Wichtig sei es auch, sich Mitstreiter*innen zu suchen. „Aktivismus muss wie ein Muskel trainiert werden“, so Krauthausen weiter, außerdem könne man von anderen lernen.

Barrieren abbauen

Im Bereich Inklusion sei es zentral, Menschen mit Behinderung zu Wort kommen zu lassen. „Wir müssen es ändern, dass nichtbehinderte Menschen entscheiden, was nötig und genug ist bezüglich Barrierefreiheit, ohne behinderte Menschen einzubeziehen.“ Außerdem, so Krauthausen, brauche es Begegnungen im Alltag, denn diese würden den Barrieren entgegenwirken. Kinder etwa würden Andersartigkeit mit Neugier und Faszination begegnen, Barrieren im Kopf würden wir erst im Laufe unseres Lebens erwerben. Der Inklusionsaktivist rief den Hochschulangehörigen zudem ins Gedächtnis, welches Privileg es sei, kostenlos lernen zu dürfen. Dabei seien Menschen mit Behinderung jedoch oft ausgeschlossen bzw. benachteiligt und würden in Förderschulen abgeschoben, die kein Abitur anbieten. Auch Hochschulen müssten sich fragen, wie sie für Menschen mit Behinderung mehr Zugang schaffen könnten. Menschen ohne Behinderung ständen in der „Holschuld, sich Wissen über Menschen mit Behinderung anzueignen“. Gute Barrierefreiheit, so Krauthausen, falle gar nicht auf. Inklusion sei kein Streichelzoo, schloss Krauthausen seinen Vortrag, sondern „eine Schicksalsgemeinschaft, in der wir alle voneinander lernen (können)“.

Inklusion an der HWR Berlin

Im Anschluss an die Keynote diskutierten Prof. Dr. Dörte Busch, Prof. Dr. Silke Bustamante und Leonard Hartmann über Inklusion an der HWR Berlin. Moderiert wurde die Diskussionsrunde von Miguel Góngora, AStA-Vorsitzender für Äußeres.

Prof. Dr. Dörte Busch, Beauftragte für Studierende mit Behinderungen und chronischen Erkrankungen der HWR Berlin, nannte drei Punkte im Bereich Inklusion an der Hochschule, bei denen sie sich Rückendeckung aller wünschen würde: Sie möchte einen Assistent*innen-Pool für Menschen mit Behinderung etablieren, die Rahmenbedingungen einer guten vielfältigen Lehre transparent machen und Barrierefreiheit nicht nur als räumliche Barrierefreiheit begreifen, sondern auch digital. Wichtig sei es insgesamt, Kontakte und ein Klima zu fördern, in dem sich Studierende mit Behinderung an ihre nichtbehinderten Kommiliton*innen wenden könnten.

Laut Prof. Dr. Silke Bustamante, Vizepräsidentin für Nachhaltigkeit, Studierendenservice und Hochschulkommunikation der HWR Berlin, müsste sich die Hochschule fragen: „Wie behindern wir? Und was können wir tun, um nicht zu behindern?“ Behinderte Menschen sollten in Forschung und Lehre integriert werden. Inklusion sei ein Querschnittsthema, das in jede Lehrveranstaltung integrierbar sei. Außerdem – so die Vizepräsidentin - sollte Transparenz geschaffen werden über die Strukturen und Möglichkeiten, die behinderten Studierende zustehen.  

Für Leonard Hartmann, Beauftragter für Diversität und Antidiskriminierung, bedeutet Inklusion im Hochschulleben u.a. gestiegene Partizipation Studierender. Er erlebe zahlreiche Hochschulangehörige, die sich für Barrierefreiheit einsetzten. Dieses Engagement würde aber auf komplexe Verwaltungsstrukturen und mangelnde Ressourcen stoßen. Besonders wichtig sei es daher, zuzuhören, aufzuklären, zu sensibilisieren und eine Unterstützungskultur zu etablieren. 

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