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Nachruf auf Uli Jähner

Am 20. November 2021 ist Uli Jähner nach einer kurzen, schweren Krankheit von uns gegangen. Er vertrat von 2015 bis 2021 die Gruppe der akademischen Mitarbeitenden im Kuratorium der HWR Berlin.

25.11.2021

Foto: privat

Für sein Engagement in den Selbstverwaltungsgremien der Hochschule sind wir ihm zu großem Dank verpflichtet. Er verstand sich nie ausschließlich als Interessenvertreter einer Gruppe, sondern hatte immer die ganze Hochschule im Blick. Uli Jähner stand für eine demokratische Hochschule.

Uli Jähner lehrte als Lehrbeauftragter fast 30 Jahre lang zunächst an der FHW Berlin, dann an den Fachbereichen 1 und 5 der HWR Berlin. Seine Lehre zeichnete sich durch einen kritischen Blick auf die sozialen und politischen Dimensionen wirtschaftlicher Prozesse aus. Er verstand sich als Teil des pluralen und interdisziplinären Lehrkörpers.

Uli Jähner war ein großartiger Lehrer. Seine Seminare waren geprägt von der Freude, jungen Menschen eine neue Sicht auf die Dinge vermitteln zu können, und von einer tiefen Zuneigung zu den Studierenden. Was ihn charakterisierte, waren eine kluge Neugier und die reflektierte Art und Weise, sich den von ihm unterrichteten Themen zu nähern. Wer immer sich an ihn wandte, erhielt eine auf sein individuelles Anliegen zugeschnittene Antwort. Zudem unterstützte er all jene mit großer Begeisterung, bei denen er ein besonderes Interesse für einen Gegenstand oder eine Fragestellung entdeckte. Er wusste, dass er dann nicht nur der Lehrende, sondern auch ein Lernender war, und er hat diesen kreativen Austausch sehr genossen. Ausländischen Gaststudierenden brachte er im Studium Generale „Berlin as a Place of German History, Culture, and Politics“ nahe.

Seine wissenschaftliche Neugier äußerte sich auch darin, dass er ein besonderes Sensorium für aktuelle, von anderen oft übersehene gesellschaftliche Phänomene besaß, und dass er diese Beobachtungen auf eine sehr ungewöhnliche und beeindruckende Weise zum Ausdruck bringen und in einen theoretischen Zusammenhang stellen konnte. Uli Jähner entwickelte die Analyse eines Phänomens im Prozess des Mitteilens. Er entfaltete seine Gedanken, die fast immer originelle Wege beschritten und ungewöhnliche Zusammenhänge herstellten, im Akt des Sprechens, in der Suche nach dem genauen, treffenden Begriff. Die richtigen Worte zu finden, um ein Phänomen zu begreifen, um es in einen empirischen und theoretischen Zusammenhang zu stellen – das war sein Verständnis von wissenschaftlicher Aufrichtigkeit.

Uli Jähner verfügte über eine fundierte und weitreichende sozialwissenschaftliche Ausbildung und die Kenntnis unterschiedlichster Theorieansätze. Das half ihm bei der Analyse gesellschaftlicher Zusammenhänge. Aber er brachte dem einzelnen Phänomen, ebenso wie den Menschen, denen er begegnete, so viel Respekt entgegen, dass es sich für ihn verbat, die Analyse eines sozioökonomischen Sachverhalts mit einer vorab festgelegten theoretischen Annahme zu beginnen. Deshalb inspirierten und faszinierten seine Debattenbeiträge nicht nur seine Freund*innen und Kolleg*innen, sondern auch die Studierenden. Bei Uli Jähner konnten sie lernen, selbstständig zu denken, weil er ihnen vormachte, wie das geht, und weil er sie durch seine freundliche Art ermunterte, ihm nachzueifern und dabei durchaus auch entgegengesetzte Gedanken zu entwickeln.

Die Beerdigung findet am Donnerstag, den 2. Dezember 2021 um 10.30 Uhr in der Kapelle des Friedrichswerderschen Kirchhofs, Bergmannstraße 42-44, 10961 Berlin, statt. Im Falle einer Teilnahme werden Sie gebeten, sich vorher testen zu lassen.