Neuigkeit | Forschung und Transfer

Zusammenarbeit über Fächergrenzen hinweg

Über das Projekt »Professorale Karriere an der HWR Berlin« geförderte Projekte stellten erste Ergebnisse vor.

01.06.2023

Foto: HWR Berlin

Interdisziplinäre Vielfalt wird an der HWR Berlin in Form verschiedenster innovativer Forschungs-, Lehr- und Transferprojekte gelebt. Hiervon konnten sich Interessierte im Rahmen einer Hybridveranstaltung am 24.05.2023 überzeugen.

Prof. Dr. Andreas Zaby, Präsident der HWR Berlin und wissenschaftlicher Leiter des Projekts „Professorale Karriere an der HWR Berlin“ (ProfKarriere)*, unterstrich in seiner Begrüßung die Bedeutung der interdisziplinären Zusammenarbeit für die Profilbildung der Hochschule. Sie befördere den kollegialen Austausch, trage zu neuen Perspektiven auf komplexe Phänomene bei und sei auch für künftige Professorinnen und Professoren ein Attraktivitätsmerkmal. Daher werden einige innovative interdisziplinäre Projekte auf Basis eines Calls seit Sommer 2022 über das Projekt „ProfKarriere“ gefördert.

Zunächst zeigte Prof. Dr. Anja Berger für ihre „Studie zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ auf, welche Forschungslücken es im Hinblick auf das genannte Thema für Beschäftigte in Wissenschaft und Forschung – insbesondere Professor*innen – gibt. Die Durchsicht der Fachliteratur zeige, dass geschlechtsbezogene Unterschiede im Erfüllen einer Professur, der Einfluss von Care-Arbeit hierauf sowie Auswirkungen auf Zufriedenheit und Commitment bislang unzureichend erfasst sind. In dem Projekt, das sie gemeinsam mit Prof. Dr. Aysel Yollu-Tok durchführt, werden aktuell Interviews und eine Online-Befragung vorbereitet, um empirische Daten zur Work-Life-Balance an Hochschulen für Angewandte Wissenschaften zu erhalten. Es sollen Bedarfe an Unterstützungsangeboten an der HWR Berlin ermittelt und daraus Handlungsempfehlungen abgeleitet werden.

Anschließend präsentierte Prof. Dr. Sebastian Fischer Ergebnisse aus dem Projekt „Data Driven Choice Modelling durch Ansätze des maschinellen Lernens“, das er gemeinsam mit Prof. Dr. Tobias Börger umsetzt. Es gelang ihm aufzuzeigen, welche Potenziale aus dem Zusammenspiel von bislang kaum verknüpften Methoden der Informatik und der Ökonometrie entstehen – beispielsweise im Bereich der ökonomischen Umweltbewertung. Im Rahmen des genannten Projekts wird auf Basis von hochwertigem Kartenmaterial zur Flächennutzung in Deutschland, das mit einem zu erstellenden vortrainierten Trainingsmodell ausgewertet wird, ein Software-Prototyp entwickelt. Dieser soll eine Segmentierung von Grünflächen und Gebäuden in deutschen Privatgärten ermöglichen. Letztlich soll auf Basis verfeinerter Automatisierungsprozesse die Eingabe der Postleitzahl ausreichen, damit der Anteil privater Grünflächen auf dem Bildschirm generiert wird.

Wie wiederum ganz andere Disziplinen wissenschaftlich produktiv zusammenfinden können – nämlich Soziologie, Rechtswissenschaft und öffentliche Finanzwirtschaft – zeigte der Kurzvortrag von Prof. Dr. Marianne Egger de Campo, Prof. Dr. Antje Tölle und Prof. Dr. Christian Erdmann. In ihrem gemeinsamen Projekt „Beamte als Whistleblower“ untersuchen sie die neuesten Gesetzesentwicklungen zum Schutz von hinweisgebenden Personen auf europäischer und nationaler Ebene sowie deren Auswirkungen auf das Beamtenrecht. Auf Basis ihrer international-vergleichenden Analyse stellten sie im Rahmen ihres Vortrags wesentliche Bausteine für ein Compliance-Management-System vor und arbeiteten die Bedeutung eines Hinweisgebersystems inkl. externer Ombudsstelle heraus. Sie verdeutlichten zudem, wie wichtig es angesichts der Autokratisierungswellen in vielen Ländern ist, Nachwuchskräfte für die öffentliche Verwaltung im Rahmen des Studiums auf ihre verantwortliche Rolle im Falle von Rechtsverstößen vorzubereiten.

Die explorative Untersuchung „Datadriven Family Firm Research“ von Prof. Dr. Arndt Kölling und Dr. Michael Graffius, die anschließend vorgestellt wurde, zeigte auf, dass Nachfolgeregelungen einen wesentlichen Einfluss auf Familienunternehmen haben. Mithilfe einer erweiterten deskriptiven und multivariaten Datenanalyse konnten die Forscher nachweisen, dass Veränderungen in der Führung und Eigentümerschaft in Familienunternehmen jeweils eine strukturelle Auswirkung auf das Top-Management-Team und die Führungskräfte haben. Unternehmen mit familieninterner Nachfolgeabsicht erleben im Vergleich zu Unternehmen mit externer Nachfolge weniger disruptive Veränderungen in den Führungsteams, insbesondere in der Zeit vor dem Nachfolgeereignis. Durch das Projekt steht eine empirisch robuste Datenbasis für zukünftige Forschung bereit.

Das Projekt „#wirmüssenreden@HWR - Dialogforum Digitalisierung“, präsentiert und verantwortet von Prof. Dr. Stefan Wilhelm, zielt auf die Weiterentwicklung und dauerhafte Etablierung eines interdisziplinären Veranstaltungsformats zu den Schlüsselthemen Digitalisierung und Nachhaltigkeit. Herr Prof. Wilhelm gab einen Einblick in den Stand der Vorbereitungen und einen Ausblick auf die fachübergreifenden Themenschwerpunkte des 3. Dialogforums, das am 3. November 2023 stattfinden wird. Dieses steht unter dem Motto „Sektorübergreifende digitale Transformation und der Wandel traditioneller Märkte“. Paneldiskussionen sind u.a. zu „Finanzmärkte und Digitalisierung“, „Wandel industrieller Geschäftsmodelle“, „Digitalisierung und Nachhaltigkeit“ sowie „Business Services“ vorgesehen.

Aus dem Projekt „Let’s Talk about – der interdisziplinäre Podcast des HTMI“ präsentierte Prof. Dr. Christine Bartsch zum Abschluss der Veranstaltung einen Überblick über bisherige Folgen, darunter die im 2. Halbjahr 2022 entstandene Folge „Zwischen Neugier, Wissenschaft und Lehre: Wie sieht der Alltag als Fachhochschulprofessorin aus? - Prof. Dr. Christine Bartsch“ und zeigte erste statistische Auswertungen. Die Projektverantwortlichen Prof. Dr. Aysel Yollu-Tok und Prof. Dr. Christine Bartsch gewährten einen Ausblick auf künftige Folgen, die aktuell vorbereitet werden. In diesen erfahren Interessierte mehr zu den Forschungsaktivitäten einer Fachhochschulprofessorin, zu feministischer Außen- und Entwicklungspolitik sowie zu gendergerechter Sprache in der öffentlichen Verwaltung.

Prof. Dr. Andreas Zaby, Präsident der HWR Berlin, dankte in seinem Resümee allen Projektverantwortlichen für die erfolgreiche Arbeit. Die hieraus resultierenden spannenden Ergebnisse wurden zum Teil bereits im Rahmen von Fachtagungen vorgestellt. Ihre Veröffentlichung wird darüber hinaus in Form von wissenschaftlichen Publikationen bzw. medial angestrebt.


*gefördert durch das Bund-Länder-Programm FH-Personal