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Digitalisierung von Wertschöpfungsketten im Handel

Das Projekt untersucht Auswirkungen digitaler Restrukturierung auf Arbeitsprozesse, Arbeits- und Beschäftigungsbedingungen und Ungleichheit in den Wertschöpfungsketten des Einzelhandels.

17.07.2023

Foto: Ivan Bajic/E+/Getty Images
  • Projekt

    Digitalisierung von Wertschöpfungsketten im Handel

  • Laufzeit

    1. Mai 2023 bis 30. April 2024

  • HWR Berlin

    Fachbereich 1 Wirtschaftswissenschaften

  • Projektverantwortlich

    Prof. Dr Martina Sproll

  • Projektbeteiligte der HWR Berlin

    Michael Fütterer, Maria del Carmen Mayer
     

  • Projektpartner

    Assoziiert: Dr. Tatiana López Ayala (Universität Würzburg)
    tie, ver.di verbindet

  • Gefördert durch

    Hans Böckler Stiftung

Was fasziniert Sie an diesem Thema?

Bislang gibt es kaum Erkenntnisse, was durch digitale Restrukturierung entlang der verschiedenen Stufen globaler Wertschöpfungsketten geschieht und wie sich das auf Arbeits- und Beschäftigungsverhältnisse auswirkt.

Wie war die Ausgangslage?

In Unternehmen des Einzelhandels wie H&M oder Ikea stehen große Veränderungen durch die Einführung digitaler Technologien an. Um die Auswirkungen dieser Restrukturierung für die Beschäftigten im Einzelhandel z.B. in Deutschland zu verstehen und gewerkschaftlich zu regulieren, ist es notwendig, auch die anderen Stufen der Wertschöpfungsketten in die Analyse einzubeziehen.

Welche konkreten Ziele verfolgt das Projekt?

Wir wollen herausfinden:

  1. Welche Auswirkungen haben digitale Technologien auf die Form und Steuerung der Wertschöpfungsketten und wie verändern sich dadurch Macht- und Herrschaftsverhältnisse zwischen Unternehmen und Regionen sowie zwischen Kapital und Arbeit?
  2. Welche Auswirkungen auf Arbeits- und Organisationsprozesse zeichnen sich auf den unterschiedlichen Stufen der Wertschöpfung ab?
  3. Welche neuen Handlungsanforderungen und.-möglichkeiten ergeben sich daraus für Beschäftigte und ihre Interessenvertretungen entlang der Wertschöpfungsketten des Einzelhandels und insbesondere in Deutschland?

Wie will das Projektteam diese Ziele erreichen?

Theoretisch knüpfen wir an arbeitssoziologische und wirtschaftsgeographische Konzepte zur Veränderung von Arbeit und Produktion durch digitale Restrukturierungen an. Diese werden mit theoretischen Mehrebenen-Ansätzen zu globalen Wertschöpfungsketten sowie mit Ansätzen zur Analyse intersektionaler Ungleichheitsprozesse verbunden.

Es werden Arbeits- und Produktionsprozesse auf allen Stufen der  Wertschöpfungskette von der Produktion, über Logistik bis hin zum Handel in den Blick genommen. Für die Untersuchung wurden drei Fallunternehmen ausgewählt: Inditex/Zara, H&M und IKEA, die als Trendsetter bei der Einführung (unterschiedlicher) digitaler Strategien gelten. Mit einem qualitativ vergleichenden Fallstudien-Design mit partizipativen Elementen werden Forschungsergebnisse in enger Zusammenarbeit mit Interessenvertretungen von Beschäftigten der Fallunternehmen und ihrer Zulieferer an unterschiedlichen Standorten in Europa und Südasien reflektiert und anwendungsorientiert weiterentwickelt.

Was sind erste Ergebnisse des Projekts?

Digitale Technologien sind teilweise schon auf allen Stufen der Wertschöpfung implementiert, allerdings gibt es keine einheitlichen Strategien der Unternehmen. Im Einzelhandel sind viele Arbeitsplätze abgebaut und verstärkt Leiharbeitsfirmen eingesetzt worden. Die Tätigkeiten und damit verbunden die gesundheitlichen Belastungen und Kontrollformen verändern sich. Die Fallunternehmen gehen unterschiedlich mit Partizipation/Mitbestimmung bei der Einführung von digitalen Technologien um.

Was hat das Team überrascht?

Die Prozesse sind zum Teil schon weiter vorangeschritten als gedacht, insbesondere in der Produktion. Digitalisierung führt in Südasien zu einer Schließung oder Verdrängung vieler kleinerer Zulieferbetriebe. Das Geschlechterverhältnis ist in Bewegung - der Frauenanteil in der Produktion ist in Bangladesch stark gesunken.

Welchen Beitrag leistet das Projekt zum Thema Nachhaltigkeit?

Wir setzen uns insbesondere mit sozialer Nachhaltigkeit auseinander - welche Auswirkungen hat Digitalisierung auf die Beschäftigten? Inwieweit werden neue prekäre Beschäftigungsverhältnisse geschaffen oder Arbeitsplätze abgebaut? Welche Rolle spielen hier Geschlechterverhältnisse und Herkunft? Wie verändern sich räumliche Ungleichheiten?

Kontakt

FB 1 Wirtschaftswissenschaften
Prof. Dr Martina Sproll
Professur für Gesellschaftswissenschaften mit dem Schwerpunkt Strukturwandel und Wohlfahrtsstaat in internationaler Perspektive

E martina.sproll(at)hwr-berlin.de