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Robert Habeck beim 19. Nachhaltigkeitsforum der HWR Berlin

»Demokratie und Nachhaltigkeit«: Rund 230 Interessierte diskutierten beim 19. Nachhaltigkeitsforum der HWR Berlin am 4. November. Zu Gast war Robert Habeck, Bundesvorsitzender der Grünen.

13.11.2019

Robert Habeck, Bundesvorsitzender der Grünen, spricht beim 19. Nachhaltigkeitsforum der HWR Berlin am 4. November 2019.
Robert Habeck, Bundesvorsitzender der Grünen, spricht beim 19. Nachhaltigkeitsforum der HWR Berlin. Foto: Oana Popa-Costea

„Ein ‚Weiter so!‘ kann es nicht geben, wenn wir auf den Klimawandel und andere Herausforderungen blicken“, betonte Robert Habeck in seinem Vortrag. Viele Menschen hätten jedoch Angst davor, etwas anders zu machen. Am 4. November 2019 war der Bundesvorsitzende der Grünen zu Gast beim 19. Nachhaltigkeitsforum der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin (HWR Berlin). Der Saal war bis auf den letzten Platz gefüllt: Rund 230 Teilnehmerinnen und Teilnehmer debattierten am Campus Schöneberg mehr als zwei Stunden über „Demokratie und Nachhaltigkeit“.

Nachhaltigkeit zentrales Thema – weltweit und an der HWR Berlin

„Nie zuvor haben so viele Menschen weltweit das Thema Nachhaltigkeit diskutiert wie heute“, sagte Prof. Dr. Andreas Zaby zur Begrüßung. Er bedankte sich bei Prof. Dr. Anja Grothe für ihr langjähriges Engagement für das Thema Nachhaltigkeit − an der HWR Berlin und darüber hinaus. Die Professorin ist Gründungsmitglied des Instituts für Nachhaltigkeit (INa) und lehrt Nachhaltigkeitsmanagement am Fachbereich Wirtschaftswissenschaften der HWR Berlin. Nachhaltigkeit sei ein Thema, das sich quer durch alle Bereiche und Studiengänge der HWR Berlin ziehe, so Zaby.

Einführend erläuterte Prof. Dr. Anja Grothe, warum „Nachhaltigkeit und Demokratie“ ein so wichtiges Thema ist: Globale Veränderungen wie das Artensterben oder die Erderwärmung stellten Demokratien vor große Herausforderungen. Sie stünden unter Druck, diesen Herausforderungen zu begegnen. „Wir kennen das Leitbild der nachhaltigen Entwicklung, setzen es aber nicht um, sondern leben von der Substanz, statt von den Zinsen“, kritisierte sie.

Wirtschaft muss nachhaltig handeln, um langfristig zu funktionieren. Denn wir haben nur eine Erde.«

Prof. Dr. Anja Grothe, Professorin für Nachhaltigkeitsmanagement an der HWR Berlin

Das 19. Nachhaltigkeitsforum stelle die Frage, „welche Herausforderungen die Politik adressieren muss“, so Grothe, die als Moderatorin durch den Abend führte. Das Institut für Nachhaltigkeit der HWR Berlin veranstaltet das Forum gemeinsam mit der Gesellschaft für Nachhaltigkeit. Die Veranstaltung wird vom Verein zur Förderung eines Deutschen Forschungsnetzes unterstützt.

Nicht nachhaltiges Verhalten gefährdet Sicherheit

Öffentliche Sicherheit sei eng mit dem Thema Nachhaltigkeit verknüpft, erklärte Prof. Dr. Claudius Ohder, Kriminologe und Vizepräsident der HWR Berlin. Seine Überzeugung: „Fehlende Nachhaltigkeit unterminiert die öffentliche Sicherheit und Ordnung.“ Die Nachfrage nach natürlichen Gütern wie Wasser, Holz, seltenen Erden oder begehrten Tierarten steige weltweit. Immer mehr Akteurinnen und Akteure konkurrierten um immer knapper werdende Ressourcen. Gemeinschaftliche und individuelle Rechte an natürlichen Rohstoffen müssten gesichert werden, um Ausbeutung, Gewalt und Korruption einzudämmen, so Ohder.

Jetzt die Weichen für die Zukunft stellen

„Die Klimakrise ist das größte Marktversagen der Geschichte“, zeigte sich Gastredner Robert Habeck überzeugt. Sie führe zu Völkerwanderungen, Vertreibungen, Kriegen und Krisen. „Planetare Grenzen und demokratische Spielräume“, lautete das Thema seines Vortrags. Viele Anpassungsprozesse seien erforderlich, um der globalen Erderwärmung zu begegnen, erklärte der Bundesvorsitzende der Grünen. Kernaufgabe der Politik sei es, die Weichen für Veränderungen richtig zu stellen. Aktuell seien sie jedoch falsch gestellt. 

Die Marktwirtschaft muss Umwelt und Mensch dienen.«

Wandel sei das Wesen der Demokratie. Um nachhaltiges Verhalten zu fördern, schlug Habeck konkrete Maßnahmen vor:

  1. Falsche Anreize für umweltschädliches Verhalten abschaffen, wie zum Beispiel die Subvention von Flugbenzin
  2. Dinge und Verhalten, die die Umwelt schädigen, konsequent verbieten
  3. Richtige Preissignale setzen, zum Beispiel durch einen hohen CO2-Preis

Kann Demokratie Umweltprobleme lösen?

Im Anschluss an die Präsentationen war viel Raum für Diskussionen: „Warum passiert politisch zu wenig?“, lautete eine zentrale Frage aus dem Publikum. Oder: „Ist Demokratie zu schwerfällig, um Herausforderungen zu lösen?“ Die Demokratie sei durchaus in der Lage, Probleme zu lösen, so die Überzeugung der Fachleute. Leider seien die Probleme schon sehr weit fortgeschritten. Erkenntnisse müssten deshalb sehr schnell umgesetzt werden.

Freiheitsrechte wie Geburten, Bildung oder die Wahl des Wohnorts, sollten dabei nicht beschnitten werden, so die einhellige Meinung. Nachhaltigkeit müsse auf anderem Wege erreicht werden. Neben dem Klimawandel waren auch Mobilität, vegane Ernährung oder die begrenzte Haltbarkeit von Industrieprodukten ein Thema. Die Diskussionen waren informativ und intensiv: „Toll, dass es das Nachhaltigkeitsforum gibt. Ich nehme sehr viel Impulse und Gedanken mit nach Hause“, so das Feedback einer Teilnehmerin.

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