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Thomas Weber erhält den POLITEIA-Preis 2022

Auszeichnungen für vier studentische Arbeiten aus dem Themenfeld der Frauen- und Geschlechterforschung: Der POLITEIA-Preis und drei Medaillen der HWR Berlin wurden vergeben.

27.06.2023

Verleihung des POLITEIA-Preises 2022. Foto: Heidi Scherm

Mit dem POLITEIA-Preis prämiert die HWR Berlin seit 2001 die besten studentischen Arbeiten aus den Themenbereichen Frauen- und Geschlechterforschung. Eine Auswahlkommission, bestehend aus fünf Professorinnen aus allen Fachbereichen, begutachtet die eingegangenen Bewerbungen.

Im vergangenen Jahr wurden insgesamt 22 Arbeiten aus den Fachbereichen 1, 2, 3 und 5 sowie der Berlin Professional School eingereicht. Das Themenspektrum der Haus-, Bachelor- und Masterarbeiten war erneut sehr vielfältig. Vier besonders herausragende Arbeiten wurden mit dem Preis und drei Medaillen ausgezeichnet.

POLITEIA-Preis 2022: Auszeichnung für Thomas Weber

Die beste Arbeit 2022 wurde von Thomas Weber eingereicht: Für seine Masterarbeit „Frauen im Vorstand: Eine Eventstudie zur Berufung von Frauen in Vorstandspositionen“ erhält er den mit 1.000 Euro dotierten POLITEIA-Preis 2022. Herr Weber, Absolvent des Studiengangs Finance, Accounting, Controlling & Taxation (FACT), M.Sc., am Fachbereich 1, untersucht in seiner Arbeit die Reaktionen des Kapitalmarktes auf die Berufung weiblicher Vorstandsmitglieder und kommt in seiner Eventstudie zum Ergebnis, dass der Kapitalmarkt Frauen im Management eher mit Skepsis und Ablehnung gegenübersteht und Aktionär*innen im Falle der Berufung einer Frau in den Vorstand Unternehmen mit Aktienverkäufen abstrafen. Das Ergebnis der Arbeit stellt Aufsichtsräte vor die Frage, wie Vorstandsfrauen positioniert werden und wie negative Effekte abgemildert werden können. Die Betreuung der Masterarbeit übernahmen die Professorinnen Natalie Packham sowie Ursula Walther.

Foto: privat

Wie sind Sie auf das Thema für Ihre Arbeit aufmerksam geworden?

Immer wieder werden wir im Alltag mit geschlechtsspezifischen Stereotypen konfrontiert. Auffällig ist dabei, dass Männern oft Fähigkeiten zugesprochen werden, die mit der Führung von Unternehmen oder Organisationen assoziiert werden. Dazu gehören beispielsweise Führungsstärke und Durchsetzungsvermögen. Ähnliche Stereotype werden im Fall der Frau vergeblich gesucht. Wahrscheinlich würden auch heute noch viele Menschen einen Vorstand mit einer Gruppe „alter weißer Männer“ bzw. dem „old boys network“ assoziieren. Daher kann vermutet werden, dass der Leitspruch „Think manager, think male“ auch heute noch in den Köpfen vieler Menschen verankert ist. Tatsächlich waren zum Zeitpunkt meiner Recherchen Frauen mit einem Anteil von 20 % in den DAX-Vorständen unterrepräsentiert. Dabei bin ich davon überzeugt, dass das gesellschaftliche Bild der Frau, das maßgeblich durch den Mann geprägt wurde, einen signifikanten Einfluss auf die vorliegende Unterrepräsentation von Frauen in Vorstandsposten hat. Ich habe dieses Thema gewählt, um herauszufinden, wie der deutsche Kapitalmarkt, als Spiegelbild eines großen Teils unserer Gesellschaft, auf etwas Unvorhergesehenes und Fremdes wie die Berufung einer Frau in eine Vorstandsposition reagiert und ob er dieser skeptisch gegenübersteht. Letztendlich kann die Frage gestellt werden: Traut der Kapitalmarkt Frauen eine Vorstandsposition zu?

Weshalb ist dieses Thema relevant?

Das Thema ist vor allem für Aktionäre, Aufsichtsräte und politische Entscheidungsträger relevant. Die Ergebnisse zeigen den Aktionären, dass sie für die Bestimmungen der Legislative, wie beispielsweise die Frauenquote, bezahlen. Gleichzeitig wird ihnen aufgezeigt, inwiefern ihr Denken von Stereotypen geprägt ist. Aufsichtsräte besitzen die Personalhoheit über den Vorstand und berufen entsprechende Mitglieder in das exekutive Gremium. Ihnen wird verdeutlicht, dass sie mit einem fallenden Aktienkurs rechnen müssen, wenn sie eine Frau in den Vorstand positionieren. Aufsichtsräte sollten nicht auf Frauen in Vorständen verzichten, sondern Kommunikationsstrategien entwickeln, bei denen nicht das Geschlecht, sondern die Leistungen der Person im Vordergrund stehen. Dies wäre auch ein wesentlicher Schritt hin zu einem verbesserten Frauenbild in unserer Gesellschaft. Niemand sollte denken, dass eine Frau aufgrund ihres Geschlechts im Topmanagement vertreten ist, sondern weil sie die besten Voraussetzungen für die Position mitbringt. Der wichtigste Adressat meiner Arbeit sind jedoch die politischen Entscheidungsträger. Ihnen wird nachgewiesen, dass geschlechtsstereotypische Denkmuster nach wie vor existieren und dass die Gleichstellungspolitik auch weiterhin einen wichtigen Bestandteil des politischen Schaffensprozesses einnehmen sollte

Was ist die Kernaussage, das zentrale Ergebnis Ihrer Arbeit oder auch was hat Sie vielleicht besonders überrascht bei Ihrer Recherche?

Eine aussagekräftige Interpretation der Ergebnisse ist nur möglich, wenn die Kapitalmarktreaktionen auf neue Vorstandsfrauen mit denen neuer Vorstandsmänner verglichen werden. Daher waren beide Geschlechter Teil der Eventstudie. Im Zeitraum von Anfang 2010 bis zum 28.02.2022 wurden 80 Frauen in die DAX-Vorstände berufen, während im Gegensatz dazu 288 Männer in das exekutive Gremium gelangten. Die Ergebnisse zeigen statistisch signifikante negative durchschnittliche Überrenditen. Anders formuliert: Der Kapitalmarkt reagiert mit einem Abverkauf von Unternehmensanteilen, wenn eine Frau in den Vorstand berufen wird. Dieser Effekt ist bei männlichen Vorstandsberufungen nicht zu beobachten. Eine mögliche Erklärung für den beobachteten Effekt kann die sogenannte „Token-Theorie“ sein, wonach Frauen als unterrepräsentierte Gruppe in erster Linie als Frau wahrgenommen bzw. stereotypisiert werden und die individuellen Eigenschaften und Fähigkeiten dadurch verdeckt werden. Dieses Argument wird durch die Eindrücke unterstützt, die ich während meiner Recherchen gewonnen habe. Pressemitteilungen und Zeitungsartikel haben das Geschlecht im Falle einer weiblichen Vorstandsberufung betont, während Fähigkeiten und Leistungen eher nebensächlich waren.

Hinsichtlich meiner Ergebnisse ist es mir wichtig zu betonen, dass diese nicht als Argument gegen eine Frauenquote ausgelegt werden sollten. Wenn tatsächlich die Token-Theorie für die negativen Überrenditen verantwortlich ist, kann eine Frauenquote eine sinnvolle Maßnahme sein. Auch wäre es letztendlich nicht sinnvoll, die Ergebnisse als Argument gegen eine Frauenquote anzuführen. Gleichstellung darf nicht gegen wirtschaftliche Interessen ausgespielt werden.

Was bedeutet Ihnen der Gewinn des POLITEIA-Preises?

Für mich ist es eine große Ehre, dass sich eine Kommission dazu entschieden hat, meine Arbeit mit dem POLITEIA-Preis auszuzeichnen. An dieser Stelle möchte ich mich für die besondere Wertschätzung meiner Arbeit seitens der HWR Berlin bedanken. Es freut mich, dass die HWR Berlin diesem wichtigen Thema eine Plattform bietet. Privat beobachte ich immer wieder, dass sich vor allem Männer nicht mit der Thematik auseinandersetzen wollen oder sie nicht ernst nehmen. Ich bin von der Relevanz des Themas überzeugt. Jede Stimme, die in unserer Gesellschaft diskriminiert wird, bedeutet verspieltes Potenzial für uns alle.  Ich hoffe, dass ich mit meiner Arbeit und dem Gewinn des POLITEIA-Preises auch den einen oder anderen Mann sensibilisieren und zu einem größeren Verständnis für Feminismus bewegen kann. Gleichzeitig darf Gleichstellung nicht ausschließlich eine Geschlechterfrage sein. Um echte Inklusion zu erreichen.

Drei weitere herausragende Arbeiten wurden mit POLITEIA-Medaillen, die jeweils mit 400 Euro dotiert sind, ausgezeichnet.

Kriminalitätsfurcht auf dem nächtlichen Heimweg: Medaille für Linus Robin Beerhues

Linus Robin Beerhues (Sicherheitsmanagement, B.A., Fachbereich 5) erhält für seine Bachelorarbeit „Die Untersuchung der Kriminalitätsfurcht von weiblich gelesenen Personen auf dem nächtlichen Heimweg, in Verbindung mit Schutz- und Vermeidungsverhalten“ eine der POLITEIA-Medaillen 2022. Die Arbeit untersucht die Frage, inwiefern Schutzmaßnahmen oder die Vermeidung von Situationen die Kriminalitätsfurcht von weiblich gelesenen Personen auf dem nächtlichen Heimweg beeinflussen. Betreut wurde die Abschlussarbeit von Henriette Binder und Sarah Geißler.

Foto: privat

Wie sind Sie auf das Thema für Ihre Arbeit aufmerksam geworden?

Im März 2021 bin ich durch soziale Medien auf den Hashtag #textmewhenyougethome aufmerksam geworden. Unter diesem Hashtag berichteten viele weiblich gelesene Personen über ihre Erfahrungen und Ängste bezüglich ihres nächtlichen Heimweges. Aufgekommen war der Hashtag dabei durch den Mord an Sarah Everad durch einen Angehörigen der britischen Polizei. Durch den Kontakt mit besagtem Hashtag habe ich mich dann mit Freundinnen über das Thema ausgetauscht, wodurch ich schlussendlich auf den Gedanken kam, eine Bachelorarbeit zu diesem Thema zu schreiben.

Weshalb ist dieses Thema relevant?

Dieses Thema ist relevant, da es eine Menge Personen tagtäglich betrifft. Meiner Erfahrung nach gibt es viele weibliche Personen, welche bereits mit der Angst, auf dem nächtlichen Heimweg ein Opfer von Kriminalität zu werden, konfrontiert wurden. Viele haben auf Grund dessen ihre eigenen Methoden entwickelt, damit umzugehen, und diese in ihren Alltag integriert. Gleichsam wird nur selten direkt über das Thema gesprochen, weshalb es für jene, welche nur wenige Berührungspunkte damit haben, kaum als Problem wahrnehmbar ist. Somit ist es ein verhältnismäßig großes Thema, welches vielen dennoch kaum bewusst ist.

Was ist die Kernaussage, das zentrale Ergebnis Ihrer Arbeit oder auch was hat Sie vielleicht besonders überrascht bei Ihrer Recherche?

Das Überraschende war, dass es bisher so gut wie keine Forschung zum Zusammenspiel von Kriminalitätsfurcht und Coping-Mechanismen gibt. Somit habe ich mich bei meiner Arbeit auf eben diesen grundsätzlichen Zusammenhang konzentriert. Meine Erkenntnis war, dass Schutzmaßnahmen oder die Vermeidung von Situationen die Kriminalitätsfurcht von weiblich gelesenen Personen auf dem nächtlichen Heimweg in gewisser Weise regulieren. Das geschieht, indem sie bei einer gesteigerten Kriminalitätsfurcht, durch eine größere Ausprägung des Schutz- und Vermeidungs­verhaltens, die Kriminalitätsfurcht wieder absenken.

Was bedeutet Ihnen der Gewinn der POLITEIA-Medaille?

Wie so ziemlich jede Person, welche viel Aufwand und Zeit in ihre Arbeit gesteckt hat, freue ich mich selbstverständlich sehr über diese Würdigung und Anerkennung. Darüber hinaus bin ich froh, dass meine Arbeit durch meine Hochschule als eine Leistung im Bereich der Frauen- und Geschlechterforschung geschätzt wird. Auch bin ich meinen Gutachterinnen, Henriette Binder und Sarah Geißler, nicht nur sehr dankbar für ihre kompetente Beratung, sondern auch dafür, dass sie mich auf diesen Preis aufmerksam gemacht haben.

Medaillenauszeichnung für Sonja Ederer: Gesetzeslücke Catcalling

Die zweite POLITEIA-Medaille erhält Sonja Ederer (Recht (Ius), Bachelor of Laws, Fachbereich 3). Die Bachelorarbeit „Gesetzeslücke Catcalling – die verbale sexuelle Belästigung als strafrechtlich relevanter Tatbestand“ wurde von Professor Erik Kraatz und Birgit Stenzel betreut. Frau Ederer untersucht in ihrer Abschlussarbeit die gesellschaftliche Problematik des Catcallings mit dem Ergebnis, dass es Sensibilisierung für geschlechtsspezifische Diskriminierung und Sexismus benötigt, um die vorliegende Gesetzeslücke im deutschen Recht gesetzlich anzugehen.

Foto: privat

Wie sind Sie auf das Thema für Ihre Arbeit aufmerksam geworden?

Mit dem Thema Catcalling – also der verbalen sexuellen Belästigung im öffentlichen Straßenraum – bin ich das erste Mal in meinem alltäglichen Leben konfrontiert worden. Ein Pfiff hier, ein anmaßender Spruch da, meist ungefragt und von völlig fremden Personen. Nachdem ich mich mit Freunden über dieses Phänomen ausgetauscht habe und das Ausmaß der Problematik verstanden habe, stand für mich fest, dass ich mich dem Thema Catcalling ausführlicher widmen möchte.

Weshalb ist dieses Thema relevant?

Die Relevanz dieses hochaktuellen Themas ergibt sich zum einen aus der Häufigkeit der Vorfälle und Vielzahl der Betroffenen. Da vielen der Begriff „Catcalling“ nicht geläufig ist, werden verbale sexuelle Übergriffe oftmals verharmlost und der Unrechtsgehalt nicht erkannt. Manche Opfer sehen sich selbst gar nicht als solche, weil Catcalls in ihrem Alltag fest etabliert sind und (noch) nicht als sozialpolitisches Problem unserer heutigen Gesellschaft wahrgenommen werden. Zum anderen ist erschreckend, dass bislang weder ordnungswidrige noch strafrechtliche Folgen drohen, wenn eine Person zur Täterin bzw. zum Täter wird. Da das deutsche Recht eine solche Gesetzeslücke so nicht hinnehmen sollte, muss sich zeitnah etwas ändern.

Was ist die Kernaussage, das zentrale Ergebnis Ihrer Arbeit oder auch was hat Sie vielleicht besonders überrascht bei Ihrer Recherche?

Die Frage nach der Strafbarkeit von Catcalling stellt keinesfalls die Folge neumodischer feministischer Bewegungen und kriminalpolitischen Aktivismus dar, sondern zielt vielmehr auf eine Lösung für ein gesellschaftliches Problem ab. Da es bei der Catcalling-Debatte um das unerwünschte Aufdrängen von Sexualität und einseitigen verbalen Machtmissbrauch und nicht um „missglückte Flirtversuche“ geht, muss der Gesetzgeber ein klares Zeichen für den Schutz der Bevölkerung setzen. Der öffentliche Raum ist kein rechtsfreier Raum und es ist ein Unterschied, ob Übergriffe und Belästigungen lediglich toleriert oder wirklich sanktioniert werden. Catcalling ist immer eine individuelle Rechtsgutverletzung der sexuellen Selbstbestimmung, die prinzipiell einer Abwehr in Form eines eigenen Straftatbestands bedarf. Dafür muss ein Problembewusstsein geschaffen werden.

Was bedeutet Ihnen der Gewinn der POLITEIA-Medaille?

Der Gewinn der POLITEIA-Medaille bedeutet mir unglaublich viel und ich freue mich riesig über diese besondere Auszeichnung sowie die Würdigung meiner Arbeit. Darüber hinaus wird dem Thema damit die dringend erforderliche Aufmerksamkeit geschenkt. Ich hoffe daher, mithilfe meiner Bachelorarbeit und des Gewinns der POLITEIA-Medaille die Tragweite von Catcalling zu verdeutlichen und für diese Problematik zu sensibilisieren, sodass letztendlich auch der Gesetzgeber die Notwendigkeit erkennt, aktiv zu werden.

Auswirkungen geschlechtskonnotierter Inhalte in Stellenanzeigen: Nicole von Kohnle Mickwitz erhält eine Medaille

Die dritte POLITEIA-Medaille 2022 erhält Nicole von Kohnle Mickwitz (Master Public Administration, Berlin Professional School) für ihre Masterarbeit „Beginnt die Zukunft der Arbeit mit Frauen? Arbeitgeberattraktivität im digitalen Zeitalter. Eine Analyse von Stellenausschreibungen im öffentlichen Dienst“. Unter der Betreuung von Kai-Uwe Heymann sowie Professsorin Marianne Egger de Campo analysiert sie in ihrer Arbeit, mit einem Fokus auf Stellenanzeigen von niedersächsischen Kommunalverwaltungen, die Auswirkungen geschlechtskonnotierter Inhalte in Stellenanzeigen für Führungspositionen auf die Arbeitgeberattraktivität für Frauen.

Foto: privat

Wie sind Sie auf das Thema für Ihre Arbeit aufmerksam geworden?

Bei der Auswahl eines Themas war mir ein Praxisbezug wichtig und ebenso, dass ich die gewonnenen Erkenntnisse im Nachgang einsetzen kann. Ich leite den Bereich Personal und Organisation einer Kommunalverwaltung, in dem Stellenausschreibungen durchgeführt werden und war über einen Zeitraum von rund zehn Jahren die einzige weibliche Führungskraft meiner Ebene. Ich habe nach Studien gesucht, die es ermöglichen, diese für mich persönlich relevanten Themenkomplexe zu vereinen.

Weshalb ist dieses Thema relevant?

In der Besetzung von Führungspositionen sind Frauen derzeit noch unterrepräsentiert und werden in solchen Positionen anders wahrgenommen als Männer. Gleichzeitig spüren Organisationen zunehmend die Auswirkungen des Fachkräftemangels und des demografischen Wandels als Herausforderung bei der Besetzung von Führungspositionen. Genderbezogene Arbeitgeberattraktivität ist in diesem Zusammenhang ein bedeutender Schlüsselfaktor in dem Wettbewerb der Talentsuche und beginnt bereits in der Stellenanzeige. Arbeitgebende haben durch die sprachliche Gestaltung des Inhaltes die Option zusätzliche Bewerbungen von Frauen zu generieren, die in den Führungsfunktionen unterrepräsentiert sind.

Was ist die Kernaussage, das zentrale Ergebnis Ihrer Arbeit oder auch was hat Sie vielleicht besonders überrascht bei Ihrer Recherche?

Analysiert wurden die Auswirkungen geschlechtskonnotierter Inhalte in Stellenanzeigen für Führungspositionen auf die Arbeitgeberattraktivität für Frauen. Der Fokus lag hierbei auf Stellenanzeigen niedersächsischer Kommunalverwaltungen. Zu all diesen 32 Stellenausschreibungen habe ich bei den entsprechenden 28 Behörden die Anzahl der eingegangenen Bewerbungen – aufgeschlüsselt nach Geschlecht – sowie die geschlechtsbezogene Auswahlentscheidung des Stellenbesetzungsverfahrens angefragt und diese mir zugelieferten Zahlen mit den inhaltsanalytischen Ergebnissen in Verbindung gebracht. Die daraus abgeleiteten quantitativen und qualitativen inhaltsanalytischen Ergebnisse fließen in eine Handlungsempfehlung ein.

Die vorliegende inhaltliche und gestalterische Untersuchung von Stellenausschreibungen öffentlicher Verwaltungen auf kommunaler Ebene für Führungspositionen zeigt, dass für eine Arbeitgeberattraktivität für Frauen und deren Bewerbungsinteresse Optimierungspotenziale bestehen und konstatiert werden kann, dass sich die theoretischen Erkenntnisse überwiegend nicht in der öffentlichen Verwaltung durchgesetzt haben. In dieser Eindeutigkeit hat mich das Ergebnis überrascht.

Was bedeutet Ihnen der Gewinn der POLITEIA-Medaille?

Die Entscheidung hat mich natürlich riesig gefreut. Das berufsbegleitende Studium mit dem Beruf, der Familie und allem, was das Leben sonst noch zu bieten hat, zu vereinen, war nicht immer ganz einfach. Ich bin denjenigen unendlich dankbar, die mich unterstützt und an mich geglaubt haben: Allen voran meinem Mann, ebenso meinen Freunden sowie Herrn Kai-Uwe Heymann und Frau Professorin Egger de Campo, die meine Masterarbeit betreut haben. Diese Medaille gebührt also nicht nur mir, sondern ihnen allen. Die Masterarbeit krönte mein Studium und durch die Medaille wird dies noch einmal ganz besonders hervorgehoben. Sie wird mich immer daran erinnern, wie viel ich erreichen kann, wenn ich es möchte.

Öffentliche Preisverleihung mit Konzert des Hochschulchors

Die Verleihung des Preises und der drei Medaillen fand mit Prof. Dr. Andreas Zaby, Präsident der HWR Berlin, im feierlichen Rahmen in der Aula am Campus Schöneberg mit einem sommerlichen Konzert des Hochschulchors am Dienstag, den 27.06.2023, statt.

Die ausgezeichneten Arbeiten sind in der Genderbibliothek im Frauenbüro (Campus Schöneberg) einsehbar.

Auszeichnung für herausragende Studienarbeiten seit 2001

Seit 2001 prämiert die HWR Berlin die besten Studierendenarbeiten zur Frauen- und Geschlechterforschung mit dem POLITEIA-Preis. Der Preis ist mit 1.000 Euro dotiert, zusätzlich werden bis zu drei POLITEIA-Medaillen mit je 400 Euro verliehen. Bewerbungen aus allen Studienfächern sind bis zum 30. November eines Jahres möglich. Es werden gleichermaßen hervorragende Hausarbeiten, Projektarbeiten oder Abschlussarbeiten ausgezeichnet.

Nähere Informationen zum POLITEIA-Preis erhalten Sie bei der Zentralen Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten.