Forensische Einblicke im Studium
Forensic Science und Public Health: Gewaltprävention, Diversion, Untersuchungshaft und Gerichtsverhandlung - Praxiseinheiten aus Sicht der Studierenden

„Nur wer erlebt, begreift.“ – Dieses Motto steht sinnbildlich für das praxisorientierte Studium an Hochschulen für angewandte Wissenschaften. Besonders im Bachelorstudiengang für den gehobenen Polizeivollzugsdienst am Fachbereich 5 der HWR Berlin spielt die enge Verbindung von Theorie und Praxis eine zentrale Rolle.
Im vierten Semester haben die Studierenden die Möglichkeit, im Modul Gewaltkriminalität im Rahmen des Faches Rechtsmedizin verschiedene Schnittstellen der Praxis kennenzulernen. In Kleingruppen besuchen sie Einrichtungen, die für ihre spätere berufliche Tätigkeit von großer Relevanz sind – sei es in Form von Führungen, Vorträgen oder praxisnahen Übungen.
Von der Gewaltprävention bis zur Gerichtsverhandlung – ein Einblick in die Exkursionen
Im Sommersemester 2025 befassten sich die Studierenden intensiv mit den beiden zentralen Fachrichtungen der Rechtsmedizin: der Forensischen Medizin und der Forensischen Genetik. Ergänzend wurden Themen wie Gewaltprävention an Schulen, das Diversionsverfahren im Jugendstrafrecht, Untersuchungshaft und der Ablauf von Gerichtsverhandlungen behandelt.
Die Exkursionen führten zu folgenden Institutionen:
- Institut für Rechtsmedizin der Charité – Abteilung für Forensische Genetik
- Landesinstitut für gerichtliche und soziale Medizin, Berlin-Alt-Moabit
- Stiftung SPI – Netzwerkstelle Jugenddelinquenz, Friedrichshain
- Justizvollzugsanstalt Moabit sowie das Landgericht Berlin I
Inhaltlich vorbereitet, aber offen für neue Erfahrungen, nahmen die Studierenden mit viel Engagement an den Besuchen teil. Dabei wurde schnell deutlich: Die Begegnung mit realen Fällen, professionellen Arbeitsabläufen und den Menschen, die in diesen Bereichen tätig sind, hinterlässt einen bleibenden Eindruck.
Forensische Genetik – „Wer, und wenn ja, wie viele?“
Die Studierenden berichten selbst von ihren Erfahrungen – ungeschönt, beeindruckt und reflektiert. Hier einige exemplarische Stimmen zu den unterschiedlichen Praxisschnittstellen:
- „Die wichtigste Erkenntnis war für mich das typische Muster einer gesicherten DNA-Spur. Es war faszinierend zu sehen, wie man daraus Rückschlüsse auf die Anzahl der beteiligten Personen ziehen kann.“
- „Wir durften selbst DNA-Proben nehmen, beschriften und versiegeln. Dabei wurde deutlich, wie leicht Spuren kontaminiert werden können – ein eindrucksvolles Lehrbeispiel für die hohe Sensibilität dieser Arbeit.“
Forensische Medizin – „Wie innen, so außen.“
- „Besonders eindrücklich war es, den menschlichen Körper von innen zu sehen – alle Organe, ihre Lage und ihre Bedeutung. Die Obduktion als strukturierter, präziser Prozess war sehr lehrreich.“
- „Ich war überrascht, wie viele Informationen über die Todesursache oder mögliche Straftaten aus einer Obduktion gewonnen werden können. Die Arbeit der Gerichtsmediziner:innen hat mich tief beeindruckt.“
Gewaltprävention und Diversion – „Wehret den Anfängen.“
- „Der Besuch bei der Netzwerkstelle Jugenddelinquenz der Stiftung SPI hat die Relevanz von Prävention und sozialer Intervention für unsere spätere Polizeiarbeit deutlich gemacht.“
- „Das Konzept der Diversion wurde sehr überzeugend dargestellt – als sinnvolle Alternative zur Strafe, keinesfalls als 'Kuscheljustiz'. Kürzungen staatlicher Mittel in diesem Bereich sehe ich nun deutlich kritischer.“
Untersuchungshaft – „Die Wahrheit ist zu schlau, um gefangen zu werden.“
- „Die Führung durch die JVA Moabit hat mein Bild vom Leben hinter Gittern nachhaltig verändert. Es war wichtig, diesen Ort real zu erleben und nicht nur aus der Theorie zu kennen.“
- „Das Spannungsfeld zwischen Sicherheit, Kontrolle und Menschlichkeit beschäftigt mich bis heute. Dieser Einblick war für meine persönliche und berufliche Entwicklung sehr wertvoll.“
Strafgericht – „Richtet nicht, auf dass ihr nicht gerichtet werdet.“
- „Die Verhandlung am Landgericht Moabit hat verdeutlicht, wie wichtig die Rolle der Polizei im Ermittlungsprozess ist – bis hin zur Zeugenaussage im Gerichtssaal.“
- „Das Gespräch mit einem Richter zur Aussagekompetenz war besonders hilfreich – insbesondere im Hinblick auf die Anforderungen, die an Polizeibeamt:innen in der Zeugenvernehmung gestellt werden.“
Fazit: Theorie trifft Realität – und erweitert den Horizont
Zwei Studierende ziehen folgendes Fazit:
- „Alle Exkursionen haben auf unterschiedliche Weise dazu beigetragen, das Thema Forensik greifbarer und realistischer zu machen. Die Kombination aus medizinischer, juristischer und laborbasierter Perspektive gab einen ganzheitlichen Einblick in die Praxis.“
- „Diese Erfahrungen haben nicht nur Wissen vermittelt, sondern auch ein tieferes Verständnis für die Verantwortung geschaffen, die mit unserer zukünftigen Arbeit einhergeht. Besonders wertvoll war, dass wir die Eindrücke in einem geschützten Rahmen verarbeiten und mit Kommiliton:innen besprechen konnten. So wurden nicht nur Kompetenzen, sondern auch Resilienz gestärkt.“
„Nach getaner Arbeit ist gut ruhn’.“
Mit diesen Worten endet eine lehrreiche und eindrucksvolle Phase im Studium. Die nächste kommt bestimmt.
Hier können Sie die News herunterladen.