Prof. Dr. Ramona Voshage
Prof. Dr. Ramona Voshage ist seit September 2024 Professorin für Statistik und Mathematik mit dem Schwerpunkt Data Literacy und Data Science am Fachbereich Duales Studium.

Wer oder was diente für Sie als persönliche Inspiration für Ihren Berufsweg als HAW-Professorin?
Meine Begeisterung für Statistik wurde während meines Studiums geweckt – vor allem durch meinen Statistikprofessor Peter Eckstein, der mein Interesse erkannte und mich ermutigte. So wurde ich Tutorin für Statistik und später viele Jahre Lehrbeauftragte – der Beginn meiner Leidenschaft für die Lehre.
Nach langjähriger Tätigkeit in der statistischen Praxis und intensiver Zusammenarbeit mit der Wissenschaft motivierte mich ein weiterer Professor zur Promotion. So entstand der Wunsch, Professorin an einer Hochschule für Angewandte Wissenschaften zu werden. Der Weg dorthin war lang, fordernd und nicht immer einfach: ein Fulltimejob mit Personalverantwortung und das Promotionsprojekt on top – aber genau dieser Weg hat mich geprägt und gestärkt.
Heute möchte ich diese Erfahrung weitergeben und andere ermutigen, auch dann an sich zu glauben, wenn der Weg steinig ist. Ohne die Unterstützung vieler Menschen und vor allem meiner Familie hätte ich diese Herausforderungen nicht bewältigt.
Angewandte Wissenschaft bedeutet für mich …
… dass Theorie und Praxis einander bereichern, um fundierte und nachvollziehbare Erkenntnisse zu gewinnen. Statistik ist für mich kein abstraktes Zahlenwerk, sondern ein Werkzeug, um gesellschaftliche, wirtschaftliche und ökologische Zusammenhänge evidenzbasiert zu erschließen und zu verstehen.
Gerade in einer Zeit, in der Emotionen und Meinungen oft dominieren, ist faktenbasiertes Denken wichtiger denn je. In meiner Lehre verbinde ich daher statistische Praxis mit angewandter Forschung. Besonders motivierend ist es, wenn Studierende den Aha-Effekt erleben und erkennen, wie relevant und greifbar Statistik sein kann.
Welche Handlungen sind aus Ihrer Sicht erforderlich, um mehr Frauen für MINT-Fächer zu begeistern?
Es beginnt mit Sichtbarkeit und Vorbildern: Frauen müssen Frauen sehen, die in MINT-Fächern mit Leidenschaft und Kompetenz arbeiten und ihren eigenen Weg gehen. Ebenso wichtig ist ein Lernumfeld, in dem Fragen willkommen sind und Neugier gefördert wird.
Frauen arbeiten in MINT oft sehr gründlich und reflektiert, sind aber manchmal zu kritisch mit sich selbst. Hier helfen Ermutigung, wertschätzendes Feedback und Räume, in denen Selbstwirksamkeit spürbar wird. Mentoring, Austauschformate und Praxisprojekte sind dabei besonders wirksam.
Und nicht zuletzt: Wir müssen zeigen, dass Mathematik, Technik und Statistik kreative Felder sind, in denen Frauen gestalten und etwas bewegen können.
Welche Eigenschaften schätzen Sie am meisten an Ihren Studierenden?
Ich schätze besonders ihr Engagement und ihre Motivation – gerade im dualen Bereich nehme ich diese sehr ausgeprägt wahr. Viele Studierende stellen sich den Anforderungen von Praxis und Studium mit bemerkenswerter Zielstrebigkeit.
Können Sie uns von einem prägenden Moment in Ihrer Karriere erzählen, der Sie besonders motiviert oder beeinflusst hat?
Eine prägende Zeit war für mich der Aufbau von gleich zwei Forschungsdatenzentren – zunächst des FDZ der Statistischen Ämter und später des FDZ am Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung (IÖR). Beide Projekte waren organisatorisch, technisch und konzeptionell Neuland, und diese Herausforderungen haben mich gereizt. Dabei wurden neue Möglichkeiten geschaffen, um Wissenschaft und statistische Praxis enger zu verknüpfen und evidenzbasierte Forschung zu ermöglichen.
Diese Erfahrungen haben mir gezeigt, wie wichtig fundierte Datenzugänge für wissenschaftliche Erkenntnisse und gesellschaftlich relevante Fragestellungen sind. Sie waren ein entscheidender Impuls auf meinem Weg zur Professur.
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