19.10.2022 — Pressemitteilung 64/2022Pressemitteilung 64/2022 | 19.10.2022

Nachhaltigkeit

#GemeinsamMehrNachhaltigkeit

Seit Jahrzehnten forscht und lehrt die HWR Berlin auf dem Gebiet der Nachhaltigkeit. In einem hochschulweiten Prozess werden nun Maßnahmen zur Umsetzung der eigenen Nachhaltigkeitsstrategie definiert.

HWR Berlin definiert Maßnahmen zur Umsetzung der Nachhaltigkeitsstrategie. Foto: Sylke Schumann
Seit Jahrzehnten forscht und lehrt die HWR Berlin auf dem Gebiet der Nachhaltigkeit. In einem hochschulweiten Prozess werden jetzt Maßnahmen zur Umsetzung der eigenen Nachhaltigkeitsstrategie definiert. Foto: Sylke Schumann

Zur Person

Prof. Dr. Silke Bustamante ist Professorin für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Unternehmensführung an der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin (HWR Berlin). Sie ist Vizepräsidentin für Nachhaltigkeit, Studierendenservice und Hochschulkommunikation. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen Nachhaltigkeit und Corporate Social Responsibility.

Weshalb ist das Thema Nachhaltigkeit für die HWR Berlin so wichtig?

Die HWR Berlin ist eine der großen Hochschulen für Angewandten Wissenschaften Berlins. Durch die Vermittlung nachhaltigkeitsbezogener Kompetenzen, aber auch durch einen nachhaltigen Betrieb unserer eigenen Hochschule können wir einen bedeutenden Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung unserer Gesellschaft leisten.

Das Thema Nachhaltigkeit ist für die HWR Berlin kein neues Terrain.

Die Integration von Nachhaltigkeit auf allen Ebenen der Hochschule ist ein nicht zu unterschätzender Attraktivitätsfaktor – nicht nur für unsere Studierenden, sondern auch für unsere Mitarbeitenden und Kooperationspartner*innen. Wir haben Wissenschaftler*innen und Mitarbeiter*innen, die über viele Jahre nachhaltigkeitsbezogenes Wissen in unterschiedlichen Disziplinen wie VWL, BWL, Recht und in den Ingenieurwissenschaften aufgebaut haben, welches teilweise schon in unserem Institut für Nachhaltigkeit gebündelt ist. Dieses Wissen gilt es zu nutzen, um Nachhaltigkeit an der HWR Berlin erlebbar zu machen.

Was bedeutet Nachhaltigkeit im Hochschulkontext konkret?

Nachhaltigkeit im Hochschulkontext spielt auf verschieden Ebenen eine Rolle, von denen ich drei hervorheben möchte:

Erstens bilden Hochschulen Führungskräfte von morgen aus. Sie stehen damit in der Verantwortung, Kompetenzen zu vermitteln, die Studierende befähigen, in ihrer späteren Rolle im Unternehmen, in der Verwaltung oder auch der Wissenschaft Entscheidungen zu treffen, die zu einer nachhaltigen Entwicklung unserer Gesellschaft beitragen und – neben ökonomischen Konsequenzen – auch ökologische und soziale Auswirkungen berücksichtigen.

Hochschullehre geht nicht ohne Forschung. Welche Bedeutung kommt ihr zu?

Die Forschung von Hochschulen, an der HWR Berlin stark anwendungsorientiert, trägt wesentlich zur Wissensgenerierung im Bereich Nachhaltigkeit bei. Das ist der zweite Bereich, den ich hervorheben möchte. Das geschieht zum Beispiel über die Entwicklung nachhaltigkeitsbezogener Managementkonzepte, die Weiterentwicklung ökologischer Technologien oder die Erforschung von Treibern nachhaltigkeitsbezogenen Verhaltens.

Und Ihr dritter Aspekt?

Drittens generieren Hochschulen mit ihrem Betrieb (klimarelevante) Emissionen und Abfälle, nutzen knappe Ressourcen und sind Arbeitgeber für eine Vielzahl von Mitarbeitenden. Die Berücksichtigung der sozialen und ökologischen Implikationen jeder einzelnen Entscheidung ist daher auch im Betrieb von hoher Bedeutung. So bewegt sich gemäß einer kürzlich veröffentlichten Studie der normalisierte CO2-Fußabdruck von Hochschulen und Universitäten weltweit zwischen 1,0 und 11,0 Tonnen CO2 pro Kopf. Dies ist eine große Bandbreite und reflektiert die Potentiale, die durch nachhaltiges Handeln zu heben sind. Ein nachhaltiger Hochschulbetrieb ist darüber hinaus ein Signal für Studierende, dass nachhaltiges Handeln möglich ist.

Die HWR Berlin hat eine Nachhaltigkeitsstrategie verabschiedet. Wie würden Sie deren Ziel mit drei Schlagworten zusammenfassen?

Ziele sind die Entwicklung nachhaltigkeitsbezogener Kompetenzen unserer Studierenden, die Reduzierung unsere ökologischen, insbesondere des klimarelevanten Fußabdruckes und schließlich die Förderung nachhaltigkeitsbezogener Forschung in verschiedenen Disziplinen sowie interdisziplinär.

Was kann jedes einzelne Mitglied der Hochschule tun, um an deren Umsetzung mitzuwirken?

Jedes Hochschulmitglied kann bei seinen Entscheidungen und Handlungen hinterfragen, ob diese ökologisch und sozial verantwortlich sind, zum Beispiel bei der Planung von Dienstreisen und Meetings, bei der eigenen Mobilität zum Campus, bei der Nutzung von Energie in Bezug auf Licht und Strom, beim Ausdrucken von Unterlagen oder der Gestaltung von Events (Catering, Nutzen von Einmalgeschirr etc.).

Darüber hinaus sind Spielräume bei Entscheidungen natürlich abhängig von der spezifischen Rolle jedes einzelnen Hochschulmitgliedes. Wissenschaftler*innen können nachhaltigkeitsbezogene Lehrkonzepte entwickeln und umsetzen und Nachhaltigkeit in der Forschung berücksichtigen. Verwaltungsmitarbeitende können ökologische und soziale Konsequenzen von Einkaufsentscheidungen berücksichtigen oder über Prozessverbesserungen nachdenken. (Dual) Studierende können im Unternehmens- oder Verwaltungskontext dazu anregen, Nachhaltigkeitskonzepte zu entwickeln. Die Aufzählung ließe sich fortsetzen. 

Wie bringt man Menschen dazu, nachhaltig zu denken und zu handeln, auch außerhalb der Hochschule?

Aus meiner Sicht sind das einerseits Vorbilder, die nachhaltiges Verhalten vorleben, aber auch prägende emotional aktivierende Ereignisse, wie die Waldbrände, die in verschiedenen Teilen der Welt wüten, sowie Werte und Einstellungen, die schon im Elternhaus, aber auch durch das gesellschaftliche Umfeld sowie die Ausbildung mitgeprägt werden.

Es fanden vor kurzem offene Nachhaltigkeitsworkshops an der Hochschule statt. Was haben Sie diese erlebt?

Ich war sehr positiv überrascht von dem Diskussionsbedarf und dem Ideenreichtum, der sich in den Workshop-Ergebnissen reflektiert. Mitglieder aller Statusgruppen – auch Unternehmensvertreter*innen und hochschulfremder Interessengruppen – waren bei dem Workshop vertreten und haben eine Reihe von Vorschlägen und Ideen vorgetragen, denen wir nun nachgehen.

Bei welcher Gelegenheit haben Sie vor kurzem innegehalten und dann anders, bewusst nachhaltig gehandelt?

Mir passiert das immer wieder, gerade beim Einkaufen und bei Mobilitätsentscheidungen. Ganz konkret habe ich im Juni eine Dienstreise mit dem Nachtzug statt mit dem Flugzeug angetreten.

Prof. Bustamante, ich danke Ihnen für das Gespräch.


Das Interview führte Sylke Schumann, Pressesprecherin der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin (HWR Berlin).


Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin (HWR Berlin)
Die Hochschule für Wirtschaft und Recht (HWR) Berlin ist mit über 12 000 Studierenden eine der großen Hochschulen für angewandte Wissenschaften – mit ausgeprägtem Praxisbezug, intensiver und vielfältiger Forschung, hohen Qualitätsstandards sowie einer starken internationalen Ausrichtung. Das Studiengangsportfolio umfasst Wirtschafts-, Verwaltungs-, Rechts- und Sicherheitsmanagement sowie Ingenieurwissenschaften in über 60 Studiengängen auf Bachelor-, Master- und MBA-Ebene. Die HWR Berlin unterhält 195 aktive Partnerschaften mit Universitäten auf allen Kontinenten und ist Mitglied im Hochschulverbund „UAS7 – Alliance for Excellence“. Als eine von Deutschlands führenden Hochschulen bei der internationalen Ausrichtung von BWL-Bachelorstudiengängen und im Dualen Studium belegt die HWR Berlin Spitzenplätze in deutschlandweiten Rankings und nimmt auch im Masterbereich vordere Plätze ein. Die HWR Berlin ist einer der bedeutendsten und erfolgreichen Hochschulanbieter im akademischen Weiterbildungsbereich und Gründungshochschule. Die HWR Berlin unterstützt die Initiative der Hochschulrektorenkonferenz „Weltoffene Hochschulen – Gegen Fremdenfeindlichkeit“.

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