20.12.2023 — Pressemitteilung 63/2023Pressemitteilung 63/2023 | 20.12.2023

Breitscheidplatzsymposium

Akuthilfe für Helfende und Betroffene von Terroranschlägen

Fachsymposium zum Terroranschlag auf dem Berliner Breitscheidplatz, ausgerichtet von HWR Berlin und Senatsverwaltung für Inneres und Sport, fokussiert auf Psychosoziale Notfallversorgung Betroffener.

7. Fachsymposium zum Terroranschlag auf dem Berliner Breitscheidplatz fokussiert auf Psychosoziale Notfallversorgung von Helfenden und Betroffenen. Die bundesweit hoch angesehene interdisziplinäre Tagungsreihe zu Sicherheitsthemen im Zusammenhang mit Terrorismus wird ausgerichtet von der HWR Berlin und der Berliner Senatsverwaltung für Inneres und Sport. Foto: Sylke Schumann

Berlin, 20. Dezember 2023. „Der Jahrestag fühlt sich an wie ein schwerer Mühlstein“, sagt Pfarrer Justus Münster zu Beginn seines Vortrags beim 7. Fachsymposium zum Terroranschlag auf dem Berliner Breitscheidplatz. Die diesjährige Fachtagung, wie immer gemeinsam ausgerichtet von der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin (HWR Berlin) und der Senatsverwaltung für Inneres und Sport, befasst sich mit Entwicklung und Perspektiven der Psychosozialen Notfallversorgung. Der Beauftragter der Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz für Notfallseelsorge im Land Berlin hebt die Bedeutung der Betreuung von Betroffenen wie Angehörigen, Augenzeuginnen und Augenzeugen sowie Hilfskräften hervor. Die Berliner Kriseninterventionsteams des Netzwerks aus Kirchen, Hilfsorganisationen und der Wohlfahrtsorganisation Islamic Relief Deutschland kommen durchschnittlich einmal täglich zum Einsatz.

Pfarrer Justus Münster, Beauftragter der Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz für Notfallseelsorge im Land Berlin, hebt beim 7. Breitscheidplatz-Symposium an der HWR Berlin die Bedeutung der Betreuung von Hilfskräften und Betroffenen hervor. Foto: Sylke Schumann

Gedenken an Opfer und Betroffene

Nach dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt am Berliner Breitscheidplatz 2016 haben die Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin und die Senatsverwaltung für Inneres und Sport des Landes Berlin eine interdisziplinäre Fachtagungsreihe zu Sicherheitsthemen im Zusammenhang mit Terrorismus ins Leben gerufen. Neben dem Gedenken an die Opfer geht es beim Symposium um den interdisziplinären Wissenstransfer, jedes Jahr zu einem anderen Schwerpunktthema. Die Ergebnisse werden jeweils in einem Tagungsband veröffentlicht. Beim Auftaktsymposium aus Anlass des ersten Jahrestags des Attentats standen Fürsorgeaspekte von Opfern und Angehörigen terroristischer Anschläge im Mittelpunkt.

Psychosoziale Notfallversorgung von Betroffenen

Das terroristische Attentat auf dem Weihnachtsmarkt vor sieben Jahren in Berlin rückte einmal mehr die Bedeutung einer frühen, umfassenden und wirkungsvollen Unterstützung für Betroffene und sogenannte spontane Ersthelfende ins öffentliche Bewusstsein und verfestigte die Erkenntnis, dass auch sie Hilfe benötigen. Im Rahmen der Akutversorgung spielt die Psychosoziale Notfallversorgung (PSNV) eine entscheidende Rolle. Sie ist für die Begleitung der unmittelbar Betroffenen in den ersten Stunden und Tagen nach dem Ereignis zuständig und mit einer mittel- und langfristigen Betreuung der sogenannten Regelversorgung verzahnt. Neben der persönlichen Unterstützung der Betroffenen vor Ort sind die Früherkennung psychosozialer Belastungsfolgen sowie die Vermittlung in weitere adäquate Hilfen wichtige Bestandteile.

Live-Künstler Mike Klar setzt die Reden, Vorträge und Podiumsdiskussion graphisch ins Bild. Er begleitet die Fachsymposien zum Terroranschlag auf dem Berliner Breitscheidplatz seit der ersten Tagung 2017. Seine pointierten Kunstwerke der sicherheits-spezifischen Themen sind wertvolle Zusammenfassungen und Erinnerungen. Foto: Sylke Schumann

Interdisziplinäre Forschung und Wissenstransfer

Ein Team aus Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der HWR Berlin und der Alice Salomon Hochschule Berlin (ASH Berlin) analysierten die psychosoziale Notfallversorgung nach dem Anschlag am 19. Dezember 2016. Gemeinsam mit den Kriseninterventionsteams der evangelischen und katholischen Kirche in Berlin, der Johanniter-Unfall-Hilfe, dem Malteser Hilfsdienst, dem Arbeiter-Samariter-Bund, dem Berliner Rotes Kreuz, der Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft und der Muslimischen Notfallseelsorge Berlin erarbeiteten sie konkrete Empfehlungen für die Organisation der psychosozialen Akuthilfe sowie für das vorbereitende Handeln in den Netzwerkstrukturen. Ziel war auch die praxisnahe Stärkung einer auf bürgerschaftlichem Engagement beruhenden Netzwerkorganisation.

Auf der Tagung am 18. Dezember 2023 stellte Prof. Dr. Vincenz Leuschner, Professor für Kriminologie und Soziologie an der HWR Berlin, die Ergebnisse der ebenfalls durch das Institut für angewandte Forschung Berlin (IFAF) geförderten Machbarkeitsstudie der Handlungsempfehlungen zur PSNV in Großschadenslagen vor, die die Empfehlungen unter den geänderten Rahmenbedingungen nach der jüngsten Gesetzesumsetzung ermittelte. Herausgekommen ist ein umfassendes Handlungskonzept, das langfristig die Resilienz der Stadtgesellschaft in Großschadenslagen stärkt. Am 27. August 2021 war das Gesetz über die psychosoziale Notfallversorgung für das Land Berlin (PSNVG) in Kraft getreten, das der psychischen Belastungen von Einsatzkräften der Berliner Feuerwehr, der Polizei, Rettungsdienstkräften und Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Katastrophenschutz Rechnung trägt und deren Betreuung in Akutphasen koordiniert.

Foto: Sylke Schumann

Breitscheidplatzsymposium als Ankerpunkt für Fachwelt

Das Symposium habe sich zu einem bundesweit „festen Ankerpunkt der Fachwelt“ entwickelt, in dessen Mittelpunkt der Austausch über die sich wandelnden Bedrohungslagen steht, sagt Christian Hochgrebe, Staatssekretär für Inneres des Landes Berlin. Der Diskurs sei wichtig für den Ausbau der gemeinsamen Anstrengungen, um Berlin noch sicherer zu machen. Laut Staatssekretär gebe es eine anhaltend hohe abstrakte Anschlagsgefahr. „Bei der Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger darf es keine Kompromisse geben“, betont Hochgrebe. Neben dem Aspekt, das mahnende Gedenken an Opfer und Betroffene wachzuhalten, ermögliche die Fachtagungsreihe mit seinen wechselnden Themenschwerpunkten jedes Jahr aufs Neue, Lehren aus der Vergangenheit zu ziehen und die wissenschaftliche Begleitung und Auseinandersetzung aus wechselnden Perspektiven aufzunehmen, sagt Prof. Dr. Andreas Zaby, Präsident der HWR Berlin.

Das 7. Fachsymposium stand unter der Leitung von Prof. Dr. Sabrina Schönrock und Prof. Dr. Vincenz Leuschner vom Fachbereich Polizei und Sicherheitsmanagement der HWR Berlin.

Kontakt

Sarah Geißler, HWR Berlin
Tel.: +49 30 30877-2848
E-Mail: breitscheidplatz-symposium(at)hwr-berlin.de

Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin (HWR Berlin)
Die Hochschule für Wirtschaft und Recht (HWR) Berlin ist mit über 12 000 Studierenden eine der großen Hochschulen für angewandte Wissenschaften – mit ausgeprägtem Praxisbezug, intensiver und vielfältiger Forschung, hohen Qualitätsstandards sowie einer starken internationalen Ausrichtung. Das Studiengangsportfolio umfasst Wirtschafts-, Verwaltungs-, Rechts- und Sicherheitsmanagement sowie Ingenieurwissenschaften in über 60 Studiengängen auf Bachelor-, Master- und MBA-Ebene. Die HWR Berlin unterhält 195 aktive Partnerschaften mit Universitäten auf allen Kontinenten und ist Mitglied im Hochschulverbund „UAS7 – Alliance for Excellence“. Als eine von Deutschlands führenden Hochschulen bei der internationalen Ausrichtung von BWL-Bachelorstudiengängen und im Dualen Studium belegt die HWR Berlin Spitzenplätze in deutschlandweiten Rankings und nimmt auch im Masterbereich vordere Plätze ein. Die HWR Berlin ist einer der bedeutendsten und erfolgreichen Hochschulanbieter im akademischen Weiterbildungsbereich und Gründungshochschule. Die HWR Berlin unterstützt die Initiative der Hochschulrektorenkonferenz „Weltoffene Hochschulen – Gegen Fremdenfeindlichkeit“.

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