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Not macht erfinderisch: HTW Berlin öffnet HWR Berlin die Tür

Im Wintersemester 2023/2024 werden Vorlesungen des HWR-Studiengangs Rechtspflege in der beeindruckenden HTW-Aula auf dem Campus Treskowallee stattfinden.

06.10.2023 — Sylke Schumann

Foto: Sylke Schumann

160 Erstsemester starten am 5. Oktober 2023 ihr Studium im Studiengang Rechtspflege der HWR Berlin. Die angehenden Rechts- und Verwaltungsexpert*innen werden für Berlin, Brandenburg und Sachsen-Anhalt ausgebildet, um Abhilfe zu schaffen für den auch in diesen Bundesländern spürbaren Fachkräftemangel aufgrund des demographischen Wandels. Der Bedarf an neuen qualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Justiz ist groß und entsprechend auch die Zahl der Studienanfängerinnen und -anfänger in dieser Fachrichtung.

Gelungener Neustart – für die 160 Erstsemester-Studierenden des Studiengangs Rechtspflege und für Dr. Helena Klinger als neue Gastprofessorin am Fachbereich Rechtspflege der HWR Berlin. Foto: Sylke Schuman

Doch für eine solch große Kohorte fehlen Lehrräume an der HWR Berlin. Abhilfe schafft nun eine wegweisende Zusammenarbeit zwischen den beiden Berliner Hochschulen: Um Präsenzvorlesungen zu ermöglichen, stellt die HTW Berlin im Wintersemester an insgesamt 81 Terminen die Großen Aula im Gebäude A auf dem Campus Treskowallee zur Verfügung. Mit 162 Sitzplätzen hat der Hörsaal die perfekte Größe.

"An der HTW Berlin finden die meisten Veranstaltungen in kleinen Gruppen statt. Auch große Studiengänge sind in Zügen mit maximal 40 Studierenden organisiert. Kleine Hörsäle und Seminarräume sind daher immer Mangelware. Doch die größeren Hörsäle sind außerhalb der Prüfungszeiten nicht immer ausgelastet", erläutert Claas Cordes, Kanzler der HTW Berlin. 

Diese kluge Raumnutzung über den in mehrfacher Hinsicht kurzen Dienstweg kommt beiden Hochschulen zugute, die sich mit ihren in nicht allzu weit entfernter Nachbarschaft gelegenen Campusstandorten in Lichtenberg unterstützen.

"Natürlich löst sich damit das grundlegende Raumproblem für den Studienplatzaufwuchs nicht in Luft auf, aber durch diese pragmatische Zusammenarbeit nutzen wir zumindest unsere vorhandenen Ressourcen bestmöglich gemeinsam aus und können so die Vorlesungen in Präsenz anbieten", sagt die kommissarische Kanzlerin der HWR Berlin, Andrea Syring.

Und noch etwas verbindet die beiden Hochschulen. Die Lichtenberger Standorte der HWR Berlin und der HTW Berlin haben eine interessante historische Vergangenheit, waren bedeutende Orte der DDR-Geschichte. Der Campus Treskowallee der heutigen HTW Berlin beherbergte von 1951 bis 1991 die bekannte Hochschule für Ökonomie (HfÖ) der DDR. 

Foto: Sylke Schumann

Im heutigen Audimax soll der Dramatiker und Schriftsteller Heiner Müller in den 1950er Jahren mit einer nicht linientreuen Inszenierung für Aufsehen gesorgt haben. Diese blieb nicht ohne Folgen. Müller wurde mit harten Restriktionen überzogen. Gleichzeitig sei die Aufführung der initiale Impuls für den sogenannten „Bitterfelder Weg“ der sozialistischen Kulturpolitik gewesen, die das künstlerische Laienschaffen fördern und die Probleme der Arbeitswelt in der DDR thematisch aufgreifen sollte.

Auch die Aula der HWR Berlin am Campus Lichtenberg ein paar Kilometer entfernt hat Zeitgeschichte geschrieben. Sie wurde als potenzieller Ausweich-Parlamentssaal für die DDR-Volkskammer eingerichtet, nominell das höchste Verfassungsorgan. Die Gebäude des heutigen Campus Lichtenberg entstanden zwischen 1978 und 1986 als ein Standort des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR.

HWR Berlin und HTW Berlin – eine bemerkenswerte Kooperation zweier Hochschulen mit einer spannenden historischen Standortgeschichte.

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